Abseits von Straßen und Wegen – Rettung im unwegsamen Gelände
Ski fahren im Harz, Biken im Mittelgebirge, Gleitschirmfliegen im Allgäu, oder Canyoning in Bayern. Deutschland bietet viele Möglichkeiten wenn es um die Freizeitgestaltung und das Ausüben von Hobbies geht. Einfach mal raus aus dem Alltagstrott, weg von den ganzen Menschen und ab in die Natur! Für den Einzelnen eine gelungene Abwechslung und ein tolles Erlebnis, so lange nichts passiert… Denn all das stellt für den Rettungsdienst ganz besondere Herausforderungen dar!
Kommt es zu einem Unfall im Gebirge, so ist der Regelrettungsdienst auf die Unterstützung von Fachmännern angewiesen. Leute, die sich mit der Rettung von Menschen in unwegsamem Gelände auskennen und über entsprechende technische Ausstattung verfügen: Die Bergwacht!
Überall in Deutschland stehen rund um die Uhr erfahrene und meist ehrenamtliche Helfer bereit, um im Notfall – selbst in den entlegensten und unzugänglichsten Ecken unseres Landes – professionelle Hilfe zu leisten.
Die Spezialisten der deutschen Bergwacht, die eine Gemeinschaft des Deutschen Roten Kreuzes ist, verfügen über ein breites, den örtlichen Gegebenheiten angepasstes Einsatzspektrum:
Rettung aus unwegsamem Gelände.
Die Kernaufgabe der Bergwacht in Deutschland ist die Rettung von verletzten oder erkrankten Personen aus unwegsamem Gelände. Hierfür kommen meist die Gebirgstrage (im Sommer) und der Akia (im Winter) zum Einsatz.
Felsrettung
Die Felsrettung stellt für die Einsatzkräfte jedesmal eine ganz besondere Herausforderung dar. Sofern möglich seilen sich die Retter von oben zur Unfallstelle ab. Ist dies nicht möglich, so bleibt nur der Zustieg über die Kletterroute, über die auch der Patient bereits aufgestiegen ist. Je nach Witterung und Gelände ist auch eine Rettung per Hubschrauber direkt aus der Wand möglich.
Pistenrettung
Im Winter ist die Pistenrettung das Hauptaufgabengebiet der Bergwacht. Egal ob auf den Abfahrtspisten, oder auf den Langlaufloipen – die Bergwacht stellt die schnelle und schonende Rettung der Patienten sicher. Mehr zum Thema Pistenrettung gibt’s hier…
Luftrettung
Die Bergwacht arbeitet mit der Luftrettung auf zwei Arten zusammen: Entweder wird der Hubschrauber als Rettungsgerät eingesetzt, dann setzt er den Spezialisten der Bergrettung mittels Winde oder festem Tau direkt am Einsatzort ab und nimmt ihn später samt Patient wieder auf, oder er dient zum schnellen Transport von Einsatzkräften zur Unglücksstelle. Sowohl die Hubschrauberbesatzungen, als auch die Bergretter müssen für solche Fälle viel und oft trainieren.
Baumrettung
Wenn ein Gleitschirmflieger über bewaldetem Gebiet fliegt und sein Auftrieb nicht mehr bis zum eigentlich vorgesehenen Landeplatz ausreicht, so sucht er sich einen – möglichst etwas freier stehenden – Baum, in dem er landen kann. Es handelt sich also mehr oder weniger um eine „kontrollierte Landung“. Ziel dieses Manövers ist, dass sich die Leinen des Schirms in dem Baum verfangen und den Piloten so vor dem Absturz bewahren. Die Bergwacht hat dann die Aufgabe den Gleitschirmpiloten aus seiner misslichen Lage zu befreien. Auch die anschließende Gerätebergung gehört mit in ihren Aufgabenbereich.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Da sich die Einsatzkräfte der Bergwacht ohnehin gut mit Kletter- und Sicherungstechniken auskennen, werden sie vielerorts auch zur Höhenrettung (an Gebäuden, Industrieanlagen, etc.) eingesetzt.
Ausserdem ist die Bergwacht in der Lage eine Seilbahnrettung durchzuführen, also komplette Seilbahngondeln zu evakuieren. Zwar ist die Warscheinlichkeit, dass bei einer Seilbahn der Hauptantrieb und die Hilfsantriebe komplett versagen, aber dennoch ist die Bergwacht für diesen Fall bestens gerüstet.
Auch für die Canyoning-Rettung sind die Einsatzkräfte geschult. Kommt es in einer wasserführenden Schlucht zu einem Unfall, so sind die Retter in der Lage den Patienten schnell und sicher zu bergen. Diese Einsätze stellen höchste Anforderungen an die Rettungsteams und gehören mit zu den schwierigsten!
Rettungshunde gehören schon seit langer Zeit zu den treuen Begleitern der Bergwacht. Es handelt sich dabei meist um speziell geschulte Lawinensuchhunde. Die Ausbildung ist langwierig und stellt hohe Ansprüche an Mensch und Tier, denn die Lawinensuche gehört mit zu den schwierigsten Disziplinen in der Hundearbeit. Die Fährte kann bei der Suche auf einer Lawine nicht „so leicht“ gefunden werden, wie bei einer reinen Flächensuche!
Ein weiterer Bereich, der durch die Bergwacht abgedeckt wird, ist die Höhlen- und Grubenrettung. Sie stellt die wohl anspruchsvollste Einsatzart dar, denn unter Tage müssen sich die Retter auf ganz besondere und aussergewöhnliche Gegebenheiten einstellen.
Reportage
Genug geredet! Der hessische Rundfunk hat im Jahr 2010 die Einsatzkräfte der Bergwacht im Taunus begleitet und eine interessante Reportage über ein ganz normales Winter-Wochenende bei der Bereitschaft Großer Feldberg veröffentlicht: