Anzeige
Home Diskussionen Drückerkolonnen im Auftrag der Hilfsorganisationen?

Drückerkolonnen im Auftrag der Hilfsorganisationen - Die Haustürgeschäfte der Johanniter | Rettungsdienst-Blog.com
VN:F [1.9.22_1171]
Bewerten Sie diesen Beitrag:
Rating: 4.8/5 (5 votes cast)

Jetzt zu Weihnachten sieht man sie wieder häufiger: Die Spendensammler der Hilfsorganisationen. Sie treten meist in der offiziellen Dienstkleidung der jeweiligen Organisation auf, oder tragen zumindest deren Emblem. Sie sammeln Spenden, werben Fördermitglieder und versprechen meist Dinge, auf die keiner gerne verzichten möchte.

Bereits seit mehreren Jahren machen derartige Haustürgeschäfte der Hilfsorganisationen Schlagzeilen. Im Jahr 2004 wurden im Auftrag der Bildzeitung auch Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), des Malteser-Hilfsdienstes (MHD) und des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) dazu befragt und räumten übereinstimmend ein, dass Handelsvertreter auf Provisionsbasis eingesetzt würden, um Fördermitglieder zu werben. Dies sei ein gängiges Verfahren, da andere Formen der Mitgliederwerbung bereits mehrfach fehlgeschlagen seien. Dass die Werber uniformiert auftreten, habe nichts damit zu tun, dass man bei der Bevölkerung einen falschen Eindruck vermitteln wolle, sondern diene lediglich dazu, Kriminellen das Abkassieren schwerer zu machen.

Auf Nachfrage wurde jedoch von allen Sprechern verneint, dass es sich bei den Werbern um „Drücker“ handele, also Menschen, die ihre Gesprächspartner so unter Druck setzen, dass manch einer, ohne viel zu überlegen, ein Beitrittsformular unterschreibt.

Bereits im Jahr 1990 berichtete der Spiegel über diese fragwürdigen Machenschaften und nannte sogar unglaubliche Zahlen:

„Die Provisionssätze machen in Bayern bei den Maltesern exakt 57 Prozent, beim Roten Kreuz 60 Prozent, beim Arbeiter-Samariter-Bund 65 Prozent und beim Johanniter-Unfall-Hilfswerk sogar 85 Prozent eines Jahresbeitrages aus.“

Dies ist zwar bereits über 20 Jahre her, doch wie der Spiegel berichtete, war den Hilfsorganisationen damals „noch nichts besseres eingefallen“ um Mitglieder zu werben. Zwar wüsste man noch einige andere Methoden, doch leider seien diese nicht so kostengünstig. Damals hieß es, dass viele seriöse Verbände nun gänzlich oder zumindest teilweise auf „Drückerkolonnen“ verzichten wollten, doch offensichtlich ist nichts passiert, denn gestern machte die Hilfsorganisation „Die Johanniter“ erneut Schlagzeilen:

 

 

Fälschlicherweise werden Rettungseinsätze in den Beiträgen und Artikeln der Medien als gutes Geschäft angegeben. Die Bandbreite der Leistungen dieser Hilfsorganisationen und auch, was genau mit den Geldern passiert, wird leider nicht beleuchtet. Tatsächlich wird das Geld für Leistungen der betreffenden Hilfsorganisationen verwendet, jedoch kann das nicht in dieser Form verallgemeinert werden! Es wird auch nicht darauf eingegangen, was die seriösen Hilfsorganisationen (DRK, BRK, JUH, MHD, ASB) an kostenfreien Leistungen erbringen. Dies hat rein gar nichts mit fragwürdigen Organisationen zu tun, die rein für den eigenen Geldbeutel arbeiten!

Wichtig zu wissen: Wer kein Fördermitglied ist, wird nicht schlechter, oder gar überhaupt nicht vom Rettungsdienst behandelt!

Trotz allem sind derartige Haustürgeschäfte, bei denen Halb- oder gar Unwahrheiten erzählt werden, keinesfalls in Ordnung.

 

Mich würde eure Meinung zum Thema interessieren: Was habt ihr dazu zu sagen? Habt ihr selbst Erfahrungen gesammelt? Seid ihr in einer Hilfsorganisation tätig? Habt ihr in irgend einer Form von derartigen Machenschaften mitbekommen? Lasst es uns hier wissen…


Drückerkolonnen im Auftrag der Hilfsorganisationen?, 4.8 out of 5 based on 5 ratings

Flattr this!

Autor
Gründer, Administrator, Hausmeister und ‚Motor‘ des Blogs. Beiträge von ihm sind in allen Kategorien zu finden. Beruflich ist er als Notfallsanitäter, sowie als Dozent und Einsatzleiter bei einer großen Hilfsorganisation in Süddeutschland tätig. Dank diverser Zusatzqualifikationen und stetigen Fort- und Weiterbildungen, sowie unzähligen Kontakten im In- und Ausland, ist er immer up-to-date und wird von Bekannten und Kollegen häufig als Ansprechpartner für alle möglichen Themen rund um den Rettungsdienst konsultiert. Er ist auf diversen Internetplattformen, sowie Messen und anderen Veranstaltungen zu den Themen Rettungsdienst und Notfallmedizin präsent und dauernd auf der Suche nach neuen und interessanten Themen für den Blog.