Ein kurzer Dreh am Lenkrad, der Leben rettet
Eigentlich ist es doch wirklich nicht besonders schwer: Sobald sich der Verkehr staut ist sofort eine Rettungsgasse zu bilden und so lange frei zu halten, bis sich der Stau wieder auflöst!
Ich bin mir sicher, dass jeder einzelne im Bereich der ‚Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben‘ (BOS) tätige bestätigen kann, dass dieses System nur in den seltensten Fällen wirklich funktioniert, obwohl es hierzulande schon seit 1982 gesetzlich verankert ist (§11, StVO).
In der Realität sieht es bei uns leider fast immer so aus, dass die Fahrzeuge kein Stück weit zur Seite fahren, im Stau noch schnell Fahrspurwechsel durchgeführt werden und häufig sogar so dicht auf den Vordermann aufgefahren wird, dass ein Ausweichen und damit Bilden der Rettungsgasse fast gar nicht mehr möglich ist. Viele Autofahrer wissen noch nicht einmal genau, wie (und wann) die Rettungsgasse gebildet werden muss.
Doch es geht auch anders!
Unser Nachbarland Österreich hat die Rettungsgasse zum 01.01.2012 eingeführt. Hier funktioniert das System mittlerweile sehr gut. Nur vereinzelt hört man noch von Fällen, in denen es überhaupt nicht geklappt hat. Dies liegt zum einen daran, dass tausende von Schildern entlang den Straßen aufgestellt und Videos bzw. Beiträge in TV und Radio ausgestrahlt wurden. Außerdem wurde extra eine Internetseite eingerichtet, auf der sich die Bürger über die Rettungsgasse informieren können: www.Rettungsgasse.com.
Auch ein sehr interessanter Ansatz der Österreicher ist, dass die Bundesministerin einen Gesetzentwurf zur Kontrolle der Rettungsgasse mittels Kameras vorgelegt hat. Über 800 schwenk- und zoombare Kameras sind entlang der Straßen (beispielsweise an Unfallhäufungsstellen) installiert und können von Polizisten im Bedarfsfall aktiviert werden. So kann nach dem Einsatz genau nachverfolgt werden, wer gegen die Einhaltung der Rettungsgasse verstoßen hat. Die Videobilder werden dann als Beweismittel gesichert und die Verstöße zur Anzeige gebracht.
Und die Geldbußen, die in Österreich für die Nichteinhaltung der Rettungsgasse verhängt werden, sind derart hoch, dass man sich als Autofahrer doch sehr genau überlegen sollte, wie man sich verhält: Bis zu 2180 € werden hier fällig!
Hürden für Lebensretter!
Das folgende Video des Formates rbb zibb zeigt am Beispiel Berlin Neukölln auf, welche Hürden die Retter auf ihren Einsatzfahrten überwinden müssen und wie man korrekt eine Rettungsgasse innerorts und außerorts bildet:
Wie, wann und wo bildet man die Rettungsgasse?
Die Rettungsgasse wird gebildet, sobald der Verkehr zu stocken beginnt (nicht erst wenn sich Einsatzfahrzeuge nähern)!
Fahrzeuge auf der äußersten linken Spur fahren so weit wie möglich nach links, alle anderen Fahrspuren fahren so weit wie möglich nach rechts (auch auf den Pannenstreifen)!
Die nun entstandene Gasse bleibt so lange bestehen, bis der Stau sich wieder auflöst. Bitte unbedingt daran denken, dass – wenn ein Einsatzfahrzeug durch die Gasse fährt – mit hoher Warscheinlichkeit noch weitere nachkommen.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf die gelungenen Videokampagnen aus Österreich aufmerksam machen:
Weitere Informationen gibt’s auf www.Rettungsgasse.com
Was ist eure Meinung?
Wie habt ihr die Situation in Deutschland bisher erlebt und seht ihr Handlungsbedarf, damit das System Rettungsgasse künftig auch bei uns besser funktioniert? Wir freuen uns auf eure Kommentare…
Ich habe tatsächlich keine Erinnerung an einen Stau, bei dem das Bilden dieser Gasse automatisch funtioniert hätte. Und ich bin, wenn überhaupt, Beifahrerin.
Also ich bin beruflich viel mit dem Auto unterwegs (hauptsächlich in Österreich und Deutschland) und war früher auch (noch vor der Einführung der Rettungsgasse) regelmäßig in Österreich als Fahrer von Einsatzfahrzeugen unterwegs und möchte hier einmal meine Beobachtungen teilen.
Generell lässt sich sagen dass die Rettungsgassen bei 3 oder mehr Fahrspuren schlechter gebildet werden als nur bei 2.
Teilweise entsteht bei 4 oder mehr Spuren nebeneinander totales Chaos, so dass am Ende mehr Fahrzeuge nebeneinander sind als Spuren vorhanden sind.
Meistens wird die Rettungsgasse nach meiner Erfahrung erst gebildet wenn tatsächlich ein Einsatzfahrzeug kommt, danach bleibt sie aber zumindest meistens für weitere Einsatzfahrzeuge „offen“.
Nun zur Situation in Österreich. Auch hier funktioniert die Rettungsgasse nicht immer einwandfrei. Allerdings bestehen die meisten Autobahnen (alle außerhalb vom Großraum Wien) nur aus maximal 3 Fahrspuren in eine Richtung, meistens sogar nur 2.
Wie Anfangs erwähnt ist es auf den 2 spurigen Straßen einfach die Rettungsgasse zu bilden, alle rechts weichen auf den Pannenstreifen aus, alle links fahren nach links.
In Österreich ist das Befahren des Pannenstreifens zur Bildung der Rettungsgasse ausdrücklich erlaubt. Das führt aber in eingen Fällen (besonders wenn nicht alle Autofahrer einen „Stau“ sehen, weil es doch langsam vorwärts geht) dann dazu dass sich ein Stau auf allen Fahrspuren und noch zusätzlich auf dem Pannenstreifen bildet, so dass das Durchkommen für Einsatzfahrzeuge an diesen Stellen noch schlechter möglich ist als normal.
Die Idee der Österreicher ist prima. Ich denke einer der wichtigsten Unterschiede ist das Marketing. Klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber was machen die denn, die promoten Ihre Vorschrift, und werben dafür. Das prägt sich ein. Es ist ja unbestritten, das sich Werbung einprägt. So ist auch das hier nur eine Kampagne. Eine die anscheinend gut funktioniert. In Deutschland denkt doch kein Mensch im Alltag daran eine Rettungsgasse zu bilden.
Die Webseite der Österreicher ist in einer modernen Form gehalten und scheint den Bürger gut zu informieren. Zudem die anderen Werbemaßnahmen ja hier auch wunderbar aufeinander abgestimmt sind. Der Terminus wurde für die Österreicher interessant, dies Zeigen auch die Keyword Trends für Österreich. Hier konnte ich einen Peek mit langsamer Abflachung um 2011-2012 herum feststellen. Zudem hat die Webseite eine Top Platzierung bei der großen Suchmaschine. Also wird dort wohl einiges getan um Aufmerksamkeit darauf zu lenken. In der Praxis scheint es dann auch noch zu klappen. Also sehe ich hier einen guten Erfolg.
[…] unserem Beitrag über die Rettungsgasse hatten uns zahlreiche E-Mails und Anfragen erreicht, ob und wie man denn in Deutschland […]
Ich verstehe einfach nicht warum die Deutschen das mit der Rettungsgasse nicht begreifen!
Hier mal ein Foto vom Stau gestern in Norddeutschland:
So sieht in Deutschland eine “Rettungsgasse” aus.
Und wer richtig steht, (halb auf dem Standstreifen) wird noch von einem anderen Auto überholt und bekommt nen Vogel gezeigt. Von rechts überholen die Motorradfahrer, schipfend und gestikulierend warum man ihnen halb die Standspur versperrt.
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