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Home Diskussionen Satire oder bittere Realität??

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Vor einiger Zeit bin ich über diesen kleinen Artikel gestolpert und dachte, ich blogge ihn mal… Ohne Wertung und einfach zum Nachdenken!

Natürlich würde mich brennend interessieren, was ihr darüber denkt – Satire oder bittere Realität???

Deutsche Retter wundern sich. Verhindert das eigene Auftreten und
Verhalten ein besseres Ansehen dieses Berufstandes in Deutschland?

Beginnen wir den Tag bei der Fahrzeug- und Ausstattungsüberprüfung.
Schon kleinste Mängel, begünstigen im Kollegium oftmals unsachliche
Kritik, die die Stimmung erheblich beeinträchtigen kann. Diverse
Schuldzuweisungen ab den ersten Minuten begleiten den Start der
Rettungsdienstler in den Arbeitstag.

Kritik am „nicht erforderlichen Einsatz“

Es geht weiter- jeder im Rettungsdienst tätige kennt das Szenario.
Der Funkmeldeempfänger piepst, es folgt die Durchsage des Disponenten,
und noch während der Meldung, kommt von Besatzungsmitgliedern erste
Kritik am anscheinend „nicht erforderlichen Einsatz“ des von der
Rettungsleitstelle alarmierten Rettungsmittels. (Wegen so einem…..
müssen wir jetzt mit Sonderrechten raus)

Während der Anfahrt erdreistet sich ein neues Besatzungsmitglied,
gerade mal wenige Tage nach der Ausbildung im Dienst, die Qualifikation
niedergelassener Ärzte, die den Rettungsdienst angefordert haben in
Frage zu stellen. Auch erfahrene Rettungsassistenten die schon einige
Dienstjahre hinter sich haben, fallen bei dieser Person stets in
Ungnade.

Verkehrsteilnehmer werden durch unterschiedliche Signale verunsichert

Der RTW – Fahrer, damit beschäftigt die Sondersignalanlage (Töne)
mitten im hohen Verkehrsaufkommen, in sämtlichen Variationen zu
„spielen“ wundert sich darüber, dass andere Verkehrsteilnehmer
verunsichert auf die akustisch unterschiedlichen Signale reagieren.

Den Hinweis auf ein eventuelles Fehlverhalten weist er weit von sich – er fühlt
sich persönlich angegriffen.

Das erschrockene Verhalten, und die damit verbundenen Fehlreaktionen
der anderen Verkehrsteilnehmer, wird lapidar mit Beleidigungen und
Schmähworten vom Fahrer in aggressiver Form abgehandelt.

Wie wird der Patient am Einsatzort behandelt?

Am Einsatzort angekommen, werden hastig Notfallkoffer und EKG aus dem
Fahrzeug gezerrt. Ähnlich wie ein Sondereinsatzkommando der Polizei
stürmt das Rettungsteam die Wohnung des Patienten. Der noch vor Ort
verweilende Hausarzt wird mehr oder weniger zur Seite gedrängt. Die
Retter stürmen auf den Patienten zu. Während einer dem Notfallpatienten
eine Braunüle in die Vene drückt, selbstverständlich „ohne Worte“
klatscht der andere dem Patienten die kalten Elektroden auf die Brust.
Mit dem verängstigten, von Atemnot und thorakalen Schmerzen geplagten
Patienten wurde noch kein Wort gesprochen. Man ist vom eigenen „tun“
dermaßen fasziniert, dass die psychischen Nöte des Patienten gar nicht
wahrgenommen werden! Auch seinen Wissensstand will man testen,
eindeutige Infarktzeichen sollen/wollen auf dem Streifen erkannt werden.

Der Hausarzt hat inzwischen verärgert, aber auch gekränkt die Wohnung
verlassen. Aber gerade dieser hätte als Vertrauensperson des Patienten
wertvolle Hilfestellung geben können. Sämtliche Informationen zur
Anamnese und Diagnostik kämen sozusagen aus erster Hand. Die
anschließende gemeinsame Patientenversorgung hätte das therapiefreie
Intervall zum Vorteil des Patienten verkürzt.

Lang gediente Hausärzte kennen nicht immer unsere vollständige
notfallmedizinische Ausstattung, dafür aber ihre Patienten umso besser.
Über den psychisch instabilen Zustand eines Notfallpatienten braucht man
fachkundige Leser und Betroffene nicht belehren.

Stresssituationen bei anderen Verkehrsteilnehmern, hervorgerufen
durch Fahrzeuge die mit Sonderrechten im Einsatz sind, müssten von
professionellen Rettern berücksichtigt werden.

An dieser Stelle werde ich meinen Beitrag schließen, obwohl erst 40 Minuten
der Rettungsschicht beschrieben sind.

Aber halt, da wäre doch noch was – die vielen Fahrzeuge die man in
der Nähe zur Klinik – Liegendeinfahrt, anscheinend unberechtigt
abgestellt hat. Da könnte man doch noch mal in burschikoser –
chauvinistischer Manier, eindrucksvoll in Erscheinung treten und die
Fahrer ermahnen?

Die Frage ob mit einem dieser Fahrzeuge, von einem mit der Situation
überlasteten Fahrzeugführer, der das Parkverbot einfach übersehen hat,
ein Notfallpatient oder Behinderter gebracht wurde, stellen sich die
„Lehrmeister“ erst gar nicht.

„Satire oder bittere Realität?“

Die Entscheidung überlasse ich den Lesern.

Textautor: Alfred Brandner


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Autor
Gründer, Administrator, Hausmeister und ‚Motor‘ des Blogs. Beiträge von ihm sind in allen Kategorien zu finden. Beruflich ist er als Notfallsanitäter, sowie als Dozent und Einsatzleiter bei einer großen Hilfsorganisation in Süddeutschland tätig. Dank diverser Zusatzqualifikationen und stetigen Fort- und Weiterbildungen, sowie unzähligen Kontakten im In- und Ausland, ist er immer up-to-date und wird von Bekannten und Kollegen häufig als Ansprechpartner für alle möglichen Themen rund um den Rettungsdienst konsultiert. Er ist auf diversen Internetplattformen, sowie Messen und anderen Veranstaltungen zu den Themen Rettungsdienst und Notfallmedizin präsent und dauernd auf der Suche nach neuen und interessanten Themen für den Blog.