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Einsatzfahrrad - Quelle: Wikimedia Commons (Creative Commons Lizenz)
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Quelle: londonambulance.nhs.uk

Die sogenannte ‚Cycle Response Unit‘ (CRU) ist eine Abteilung des London Ambulance Service NHS, die bereits seit über 11 Jahren im Einsatz ist. Es handelt sich dabei um medizinisches Fachpersonal unterschiedlicher Qualifikationen, das mit speziellen Fahrrädern in Bereichen Londons eingesetzt wird, die für Fahrzeuge nur schwer zu erreichen sind. Dies können beispielsweise überfüllte Fußgängerzonen sein, aber auch Parks, Parkhäuser, U-Bahn-Stationen, usw. Die CRU’s erreichen bei solchen Einsätzen ihr Ziel deutlich schneller und können vor Ort professionelle Hilfe leisten bis der Rettungswagen eintrifft – sofern dieser überhaupt mit alarmiert ist, denn oftmals führt der Einsatz der CRU auch dazu, dass überhaupt kein Einsatz von Rettungswagen, bzw. Rapid-Response-Unit mehr von Nöten ist. Mittlerweile sind in London über 100 solcher Einheiten unterwegs und auch in anderen britischen Städten wird das System weiter ausgebaut und verbreitet.

 

Ausrüstung

Quelle: londonambulance.nhs.uk

Die CRU’s haben unterschiedliche notfallmedizinische Ausbildungen, weshalb sie auch unterschiedliche Materialien „an Bord“ haben. Typischerweise werden, neben Verbands- und Schienungsmaterialien, auch eine Sauerstoffflasche, ein Pulsoxymeter, zwei Blutdruckmanschetten (Kind/Erwachsener) und ein Defibrillator mitgeführt. Ausserdem verfügen die Einheiten über Beatmungsbeutel und eine kleine Auswahl an Medikamenten (abhängig vom Ausbildungsstand). Die Standardausstattung besteht aus Adrenalin, Aspirin, Berotec-Spray und Glucose.

Die Ausrüstung wird größtenteils in den speziellen Packtaschen, die an der Lenkgabel, sowie am Gepäckträger des Fahrrades angebracht sind, verstaut. Alles, was dort keinen Platz findet, wird entweder in Rücksäcken oder in den speziell modifizierten Einsatzwesten und -jacken mitgeführt.

Bei den eingesetzten Fahrrädern handelt es sich um spezielle, gewichtsreduzierte Mountainbikes. Sie sind mit pannensicheren Reifen ausgestattet und sind im Bereich des Hinterrades, sowie an den Speichen verstärkt.

Jede der Einheiten verfügt über ein Funkgerät, ein Radio und ein Mobiltelefon mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Zusätzlich dazu verfügt jedes der Fahrräder über eine Sondersignalanlage, bestehend aus blauen Blitzleuchten und – Jaa! – auch einer Sirene :

Quelle: cyclorama.net

 

Ausbildung

Neben der medizinischen Ausbildung müssen die CRU’s auch ein spezielles Training für den Einsatz mit dem Fahrrad bei der International Police Mountainbike Association (IPMBA) absolvieren.  Dort trainieren sie den Umgang mit dem Mountainbike in schwierigen Situationen und an schwer zugänglichen Orten. Besonders die Tatsache, dass die – zum Teil schwer beladenen – Fahrräder nicht so leicht zu handeln sind, wie ein normales Mountainbike, macht auch Ernährungs- und Fitnesstrainings erforderlich. Zusätzlich lernen die Absolventen zum Beispiel auch, wie sie kleinere Reparaturen am Fahrrad direkt selbst vornehmen können.

 

Persönliche Schutzausrüstung

Jeder Cycle Responder verfügt über eine umfangreiche Schutzausrüstung bestehend aus Helm, Handschuhen, Warnweste, Hose (bzw. Shorts im Sommer), Fahrradschuhe, Regenschutz, Protektoren, Spezial-Gürtel und einer gepolsterten Unterhose.

 

Zahlen und Fakten

In den ersten 10 Jahren nach der Einführung haben die über 100 CRU’s insgesamt fast 650.000 Kilometer (16 Mal um die Erde) zurückgelegt und dabei rund 50.000 Patienten versorgt. Etwa 20.000 dieser Einsätze haben die CRU’s selbst bewältigen können, was bedeutet, dass kein Rettungswagen anfahren musste.

Durch den Einsatz der Fahrrad-Responder konnten die London Ambulance Services insgesamt also eine Kraftstoffeinsparung in Höhe von knapp 180.000 €, sowie eine CO²-Einsparung von ca. 400 Tonnen erreichen. Für den Londoner Rettungsdienst bedeutet dies eine Einsparung von über 1,5 Millionen Euro pro Jahr!

 

 

Hier noch eine kleine Reportage über die CRU’s der London Ambulance Services – leider nur in englischer Sprache:

 


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