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Home Ausland Wie machen’s denn die Anderen? – Heute: Österreich

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Heute schauen wir uns einmal an, wie es unsere direkten Nachbarn denn so mit dem Rettungsdienst handhaben. Wie ihr sicherlich wisst, ähnelt der Rettungsdienst in Österreich dem deutschen sehr stark. Die gesetzliche Grundlage für den jeweiligen Rettungsdienst schaffen die einzelnen Bundesländer. Genau wie in Deutschland gibt es auch in Österreich nahezu flächendeckend ein Notarztsystem – sowohl bodengebunden, als auch via Rettungshubschrauber. Auch die im Rettungsdienst eingebundenen Organisationen sind die Selben, wie in Deutschland auch. Hauptsächlich das Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter und der ASB sind hier vertreten.

 

NEF des ÖRK – Quelle: www.wikipedia.de

 

An nicht-ärztlichem Fachpersonal werden in Österreich Rettungssanitäter und Notfallsanitäter eingesetzt. Diese beiden Ausbildungen und damit auch die Berufsbezeichnungen wurden erst im Jahr 2002 gesetzlich geregelt und damit staatlich anerkannt.

 

Der Rettungssanitäter in Österreich

Die Ausbildung zum Rettungssanitäter dauert insgesamt 260 Stunden: 100 Stunden theoretische Ausbildung und 160 Stunden Praktikum auf einem Notfallrettungsmittel. Ein Klinikpraktium ist nicht notwendig. Wie in Deutschland auch, endet die Ausbildung mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung.

Laut dem in Österreich geltenden Sanitätergesetz müssen alle Rettungssanitäter mindestens 16 Fortbildungsstunden in zwei Jahren besuchen. Zusätzlich müssen die Kenntnisse im Bereich der Reanimation (inkl. Defibrillation) ärztlich überprüft werden.

Rettungssanitäter, die hauptamtlich arbeiten wollen, müssen zusätzlich noch ein 40 Stunden umfassendes Berufsmodul absolvieren, das die Themen ‚Rechtslehre‘ und ‚Organisation des österreichischen Gesundheitswesens‘ umfasst.

Die Ausbildung findet – im Gegensatz zu Deutschland – nicht auf privaten Schulen statt, sondern wird von den Hilfsorganisationen, sowie dem Bundesheer und der Berufsrettung Wien selbst durchgeführt.

Rettungssanitäter werden in Österreich – genau wie in Deutschland auch – im qualifizierten Krankentransport, sowie in der Notfallrettung eingesetzt.

 

RTW und NEF des ÖRK – Quelle: www.roteskreuz.at

 

Der Notfallsanitäter in Österreich

Die höchste nicht-ärztliche Ausbildungsstufe in Österreich ist der Notfallsanitäter. Diese werden – zusätzlich zum Aufgabenspektrum der Rettungssanitäter – auch auf arztbesetzten Rettungsmitteln eingesetzt.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter beginnt mit der Ausbildung zum Rettungssanitäter. Anschließend folgt eine 480-Stunden umfassende Ausbildung, die sowohl Theorie (160 Stunden), als auch Krankenhauspraktika (40-120 Stunden) und Praktika auf arztbesetzten Rettungsmitteln (280 Stunden) beinhaltet. Auch hier endet die Ausbildung mit einer theoretischen, sowie einer praktischen Prüfung.

Genau wie beim Rettungssanitäter auch, werden die Notfallsanitäter nur von den Hilfsorganisationen, dem Bundesheer oder der Wiener Berufsrettung selbst ausgebildet und nicht – wie in Deutschland – auf privaten Schulen.

Notfallsanitäter können sogenannte Notfallkompetenzen erwerben, sofern sie dafür spezielle Ausbildungen absolvieren. Anders als in Deutschland sind diese erweiterten Kompetenzen dann aber auf Bundesebene (Sanitätergesetz) rechtlich genau festgelegt. Die bedeutet, dass es hierfür einen genau festgelegten Rahmen gibt, in denen der Notfallsanitäter die erlernten Notfallkompetenzen anwenden darf und sogar muss. Auch anders als in Deutschland ist die Tatsache, dass es keinen rechtfertigen Notstand gibt und damit eine Überschreitung der Kompetenzen nicht denkbar ist.

Die Notfallkompetenzen in Österreich sind in die beiden Bereiche ‚Allgemeine Notfallkompetenz‘ und ‚Erweiterte Notfallkompetenz‘ gegliedert und umfassen folgende Maßnahmen:

 

Allgemeine Notfallkompetenz:

  • Legen von peripher-venösen Zugängen und Verabreichen von kristalloiden Infusionslösungen.
  • Verabreichen von Notfallmedikamenten.

-> Zusätzlich zu den in Deutschland durch die Bundesärztekammer „freigegebenen“ Medikamente, dürfen österreichische Notfallsanitäter auch Atropin, Amiodaron, Dexamethason (z.B. Fortecortin©) und Dimetinden (z.B. Fenistil©) verabreichen.

Erweiterte Notfallkompetenz:

  • Durchführung der Endotrachealen Intubation

 

Oftmals werden die Notfallkompetenzen von den jeweiligen Organisationen noch genauer definiert. Beispielsweise dürfen beim österreichischen Roten Kreuz keine Venen in der Ellenbeuge durch Notfallsanitäter punktiert werden – diese Punktionsstelle ist dem Arzt vorbehalten. Die Allgemeine Notfallkompetenz gestattet hier also nur die Punktionsstellen Handrücken und Unterarm.

 

Eine Reportage über die Arbeit unserer österreichischen Kollegen im Rettungsdienst habe ich bereits vor längerer Zeit gepostet. Wer also den Rettungs- und Notfallsanitätern des ‚Rettungswagen Wien Donauinsel‘ einmal über die Schulter schauen möchte, der hat hier die Möglichkeit dazu.

 

Die Rettungsleitstellen in Österreich

In Österreich ist der Rettungsdienst über die Notrufnummer 144, sowie den Euro-Notruf 112 flächendeckend kostenlos erreichbar.

Die Rettungsleitstellen in Österreich sind alle miteinander vernetzt, einige wurden sogar zu Großleitstellen zusammengefasst. Wer sich hierfür interessiert, dem sei folgende Reportage nahegelgt:

144 – Notruf Niederösterreich

Luftrettung in Österreich

Rettungshubschrauber werden in Österreich flächendeckend eingesetzt. In vielen Regionen stellen sie die einzige Möglichkeit zur notärztlichen Versorgung dar.

Der größte Betreiber ist der österreichische Autmobilclub ÖAMTC, dessen Flotte insgesamt 18 Helikopter umfasst. Neben den Rettungshubschraubern ‚Christophorus 1 – 16‘ gehören auch ‚Christophorus Europa 3‘ und der ‚ITH Wiener Neustadt‘ zur Flotte des ÖAMTC.

 

RTH ‚Christophorus 14‘ des ÖAMTC – Quelle: www.oeamtc.at

 

Zwei weitere Rettungshubschrauber sind der RK1 (Fresach/Kärnten) und der RK2 (Reutte/Tirol) die von der ARA-Flugrettungs GmbH, einer Kooperation der DRF Luftrettung mit dem Österreichischen Roten Kreuz, betrieben werden.

 

RTH ‚RK1‘ der ARA-Luftrettungs GmbH – Quelle: www.rth.info – Foto: Jürgen Würtz/Team RK1

 

Weitere private Betreiber sind beispielsweise die SHS-Flugrettung, SchenkAir und Martin Flugrettung (Heli Austria)…

 

RTH der SchenkAir – Quelle: www.rth.info

 

RTH ‚Martin 1‘ der Air-Austria – Quelle: www.heli-szene.com

 

RTH der SHS-Flugrettung – Quelle: www.rth.info

 

Auch die Reportagenfans unter Euch kommen heute nicht zu kurz, denn ich habe einen spannenden Streifen über die Arbeit der Flugretter von ‚Christophorus 4‘ und ‚Christophorus 9‘ gefunden – Viel Spaß! 😉

 

 

 


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