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Home News Entscheidungslösung zur Organspende tritt heute in Kraft

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Organspende - Quelle: www.unikosmos.de - Foto: Techniker Krankenkasse

In Deutschland warten jährlich etwa 12000 Menschen auf eine Organspende. Ihre Überlebenschance und ihre Lebensqualität hängen von der Spendenbereitschaft ihrer Mitmenschen ab. Pro Monat stellen allerdings im Schnitt nur etwa 100 Menschen Organe zur Transplantation zur Verfügung. Auf ein Jahr gerechnet bedeutet das, dass nur ca. ein Zehntel der Wartenden das für ihr Überleben notwendige Organ auch erhalten.

Ich habe einen Organspendeausweis - Quelle: www.sueddeutsche.deVon diesen 100 Fällen sind es nur etwa 10 Spender, die die Entscheidung ihre Organe zu spenden selbst getroffen haben. In den restlichen rund 90 Fällen waren es meist die Angehörigen des Verstorbenen – Eine äusserst schwierige und belastende Entscheidung, die jeder einzelne seinen Angehörigen abnehmen kann, indem er sich selbst zu Lebzeiten entscheidet, ob er einmal seine Organe zur Verfügung stellen möchte, oder nicht.

Täglich sterben drei auf eine Organspende wartende Menschen allein in Deutschland!

Aufgrund von Skandalen und Manipulationsvorwürfen gegenüber einiger Transplantationszentren in den vergangenen Monaten macht sich starke Verunsicherung in der Bevölkerung bemerkbar. Das Vertrauen in das System Organspende schwindet und so waren es im Oktober diesen Jahres keine 100, sondern nur rund 60 Spender.

Prof. Dr. Günter Kirste, dem medizinischen Vorstand der DSO (Deutsche Stiftung Organspende) hat dazu Stellung bezogen:

Es ist wichtig, dass nun flächendeckende Kontrollen bei den Zentren durchgeführt werden. Alle Verdachtsfälle müssen aufgearbeitet und die nötigen Konsequenzen gezogen werden. Gleichzeitig appellieren wir an alle Bürgerinnen und Bürger, sich dennoch vorurteilsfrei über das Thema Organspende zu informieren und sich zu entscheiden. Eine Organspende ist für viele Patienten die einzige Hoffnung auf ein neues Leben.

Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) setzt auf stärkere Kontrollen. Seitens der SPD besteht der Wunsch, die Zahl der Transplantationszentren in Deutschland zu verringern.

Um die Menschen zu informieren und ihnen die Entscheidung leichter zu machen, startet mit dem heutigen Tag die sogenannte „Entscheidungslösung“, die die bisher geltende „erweiterte Zustimmungslösung“ ablöst.

Wo liegt der Unterschied zum bisherigen System?

Organspendeausweis - Quelle: www.welt.de - Foto: dpaBisher mussten sich die Deutschen selbst aktiv um Infos zur Organspende kümmern und einen Organspendeausweis anfertigen. Dies soll sich ab sofort ändern. Innerhalb der nächsten 12 Monate wird von den Krankenkassen damit begonnen in regelmäßigen Abständen Informationsmaterialien und Organspendeausweise an die Versicherten zu verschicken. Dadurch versucht man mehr Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und bestenfalls einen eigenen Organspendeausweis anzufertigen.

Nach wie vor bleibt die Entscheidung also bei jedem einzelnen – Nur wer einen Ausweis hat, kann auch als Organspender herangezogen werden. Es wird nicht von einer stillschweigenden Zustimmung ausgegangen.

Zwar war eine „Widerspruchslösung“ auch im Gespräch, diese wurde nun allerdings (noch) nicht eingeführt. Bei der Widerspruchslösung hätte jeder jeder Deutsche als potenzieller Spender gegolten, der sich nicht explizit dagegen ausgesprochen hat.

Wie läuft eine Organspende ab?

Oft hört man noch, dass viele Menschen Angst davor haben, dass sie eventuell noch gar nicht „richtig tot“ sein könnten, wenn Organe entnommen werden. Diese Angst ist, genau wie die Angst, dass der Betroffene unter Umständen von der Entnahme noch etwas mitbekommen könnte, unbegründet.

EEG - Quelle: www.wikipedia.deOrgane dürfen nur entnommen werden, wenn der Hirntod, also die „irreversibel erloschene Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms“ eindeutig nachgewiesen wurden. Dies bedeutet, dass der Patient nicht mehr bei Bewusstsein ist, keine Reflexe mehr hat, von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt und nicht mehr eigenständig in der Lage ist zu atmen. Dies wird von speziellen Ärzten untersucht. Nur ein Patient, der keine Hirndurchblutung mehr hat, darf als Organspender herangezogen werden. Die Hirnströme werden dabei mit einem sogenannten Elektroenzephalogramms (EEG) gemessen.

Das Herz-Kreislauf-System des Patienten wird also nur noch künstlich aufrecht erhalten.

Grund für die Angst einiger Menschen ist der sogenannte „Lazarus-Effekt“. Dabei handelt es sich um Reflexe der Nerven im Rückenmark, die ursächlich dafür sind, dass in seltenen Fällen für Hirntod erklärte Menschen plötzlich noch um sich greifen oder sich im Bett aufrichten. Es ist jedoch eindeutig nachgewiesen, dass dies kein Zeichen für Leben ist und der Patient in diesem Stadium nichts mehr mitbekommt.

Ist der Hirntod eindeutig festgestellt, werden noch eine Reihe von Tests durchgeführt um herauszufinden ob und welche Organe sich für eine Transplantation eignen. Dann erst wird mit der Entnahme der Organe begonnen, für die die DSO verantwortlich ist.

Organtransplantation - Quelle: www.sueddeutsche.de - Foto: epdAnschließend meldet die DSO die verfügbaren Organe an das europäische Verbundsystem Eurotransplant, das dann nach festgelegten Kriterien in der Datenbank nach möglichen Empfängern sucht und denjenigen festlegt, der ohne Spenderorgan die geringste Überlebenschance hat. Die Koordination der Transplantation übernimmt dann wiederum die DSO zusammen mit den deutschen Krankenhäusern mit Intensivstation und den 50 Transplantationszentren.

Generell kommen Niere, Herz, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm für eine Organtransplantation in Frage. Unter gewissen Umständen können auch Teile von Gewebe transplantiert werden. Das Alter von Spender und Empfänger spielt dabei keine Rolle.

 


 

Organspende rettet Leben!

Die Techniker Krankenkasse hat bereits damit begonnen Informationsmaterialien und Organspendeausweise an ihre Versicherten zu verschicken. Die meisten anderen Krankenkassen möchten sich damit – vor allem weil die Organspende in letzter Zeit aufgrund der Skandale in Verruf geraten war – noch etwas Zeit lassen. Innerhalb des nächsten Jahres werden jedoch an alle gesetzlich Versicherten entsprechende Briefe versandt.

Für alle, die nicht warten und sich vorab informieren möchten, wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklräung (BZgA) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) ein kostenloses Infotelefon eingerichtet:

Infotelefon Organspende:  0800 – 90 40 400  (Erreichbar Montag bis Freitag von 9:00 bis 18:00 Uhr)

 Außerdem sind weiterführende Infos auch online abrufbar:

 

Habt ihr schon einen Organspendeausweis?

Gerne dürft ihr uns via Kommentar über eure Meinung zum Thema oder eventuelle Befürchtungen und Ängste berichten.

 

Quellen: DSOBZgAWelt – NDR –  Krangewarefahrer – Volksfreund


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