Was ist eigentlich…ein Combi Carrier??
Um Traumapatienten zu retten und zu immobilisieren gibt es in Deutschland seit etlichen Jahren ein bewährtes System: Die Kombination aus Schaufeltrage und Vakuummatratze.
Seit einigen Jahren nun hat sich auch eine zweite Methode in Deutschland etabliert: Das Spineboard!
Die Firma Lifeguard bringt nun ein System in’s Spiel, das alle Vorteile in nur einem Gerät vereint: Den Combi Carrier. Grund genug sich dieses neuartige Produkt einmal genauer anzusehen…
Die Variante Schaufeltrage/Vakuummatratze hat den Vorteil, dass eine komplette Immobilisation des Patienten erreicht werden kann. Dafür nimmt die Methode jedoch sehr viel Zeit in Anspruch und der Zugang zum (immobilisierten) Patienten ist nur eingeschränkt möglich (Zugang legen, Verbände anlegen, Diagnostik, etc.). Bei einem am Boden liegenden Patienten ist die Schaufeltrage jedoch beinahe unschlagbar, denn mit ihr ist es möglich den Patienten ohne größere Manipulationen sicher und achsengerecht aufzunehmen.
Das Spineboard hingegen bietet die Möglichkeit, den Patienten deutlich schneller komplett zu fixieren. Außerdem ist es sehr gut geeignet um Patienten aus dem Wasser oder eingeklemmte Personen aus Fahrzeugen zu retten. Weiterer Vorteil ist, dass das Spineboard von allen Seiten den Zugang zum Patienten ermöglicht.
Da ein Rettungswagen nur bedingt Platz bietet, stellen sich vielerorts Rettungsdienstbetreiber und -mitarbeiter die Frage: Was ist das bessere System?
Eine Antwort liefert die Firma Lifeguard Rettungssysteme mit ihrem Combi Carrier, der nun schon in der zweiten Generation erschienen ist. Er stellt eine Kombination aus Schaufeltrage und Spineboard dar und vereint die Vorteile beider Geräte.
Damit besteht die Möglichkeit einen Patienten schnell und sicher „aufzuschaufeln“ und ihn dann – ohne weiteres Umlagern – komplett zu immobilisieren und zu transportieren. Der Combi Carrier ist schwimmfähig, röntgendurchlässig, wiegt nur 7,2 Kilogramm und kann äusserst platzsparend untergebracht werden. Genau wie beim Spineboard kann der Patient mittels einer 10-Punkt-Gurtspinne und speziellen Kopfhalterungen fixiert werden. Es werden aber auch sogenannte „Speed-Clip-Gurte“ mitgeliefert, mit denen es möglich ist, den Patienten mit zwei oder drei querverlaufenden Gurten für Kurzstrecken zu sichern.
Das Gerät ist aus speziellem Kunststoff gefertigt, der eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit hat. Dadurch ist auch längeres Liegen auf dem Combi Carrier für den Patienten angenehm. Außerdem ist das Gerät dadurch schnell zu reinigen, bzw. desinfizieren. Die maximale Traglast liegt bei 205 Kilogramm.
Weitere Vorteile: Die praktischen Schnappverschlüsse aus Aluminium/Edelstahl können auch unter Last problemlos geöffnet werden und verkanten nicht mehr wie so oft bei Schaufeltragen. Die DIN für deutsche Fahrzeuge stellt beim Combi Carrier übrigens kein Problem dar: Er wird vom Hersteller offiziell als Schaufeltrage geführt.
Was haltet ihr vom Combi Carrier? Ist er eine echte Alternative zum bisherigen System? Wie gut kommt ihr mit dem bei euch verwendeten Material zurecht? Habt ihr vielleicht schon Erfahrungen mit dem Combi Carrier gesammelt? Wir freuen uns auf eure Meinungen…
Also ich habe damals in meinem RA-Kurs das erste Modell zum Test vorgesetzt bekommen und muss sagen, dass wir alle begeistert waren. Allerdings war das unter der Bedingung in einer Schule zu sein und wir waren alle unerfahren. Kann mir aber nicht vorstellen das sich jetzt, 2 Jahre später, an meiner Meinung was geändert hat. Fand ihn auch vom Komfort wesentlich angenehmer als eine Schaufeltrage aus Alu.
Also ich behaupte mal es ist eine ernsthafte Alternative zu bisherigen Materialien, bei uns gibt es lediglich Schaufeltragen (Das bekannte Platzproblem 😉 ).
Einziges Manko was wir feststellten: Der Combi Carrier 1 war sehr hoch, was die Benutzung als Spineboard ziemlich schwer machte. Ob es beim 2er immer noch so ist?!
Danke für die Erläuterung, bei uns gibt es diese Dinger weit und breit noch nicht… Habe das bisher auch noch nie gesehen… Schön wär’s aber!
Also ich habe schon ein paar Mal mit einem derartigen Gerät gearbeitet und bin nicht sonderlich davon überzeugt. Wie bereits richtig geschrieben, ist es sehr hoch (zumindest die erste Produktgeneration) was einer Verwendung als Spineboard deutlich im Weg steht. Auch das System zum Fixieren des Kopfes ist jetzt nicht so überzeugend wie die gängigen Systeme der Spineboards (ist relativ klein geraten und umschließt nur einen sehr geringen Teil des Kopfes).
Ich würde es eher so sehen, dass das Gerät die Nachteile von Schaufeltrage und Spineboard in einem Gerät vereint.
Ganz abgesehen davon, ist der Preis doch recht happig. Um den Preis eines Combi Carrier (der sich auf 800 bis 900 Euro ohne Gurte und Fixiermaterial beläuft) lassen sich locker zwei bis drei (je nach Produktwahl) komplette Spineboard Sets beschaffen.
Hallo Christoph,
also ich habe mal eben nachgeschaut: Der Combi Carrier 2 ist dünner als sein Vorgänger, hat die Maße 186,7 x 41,9 x 5,6 cm und wiegt dabei 7,2 Kilo.
Im Vergleich dazu hat beispielsweise das Spineboard von ResQToolZ die Maße 183 x 46 x 5 cm und wiegt 7 Kilo. Das Spineboard Laerdal BaXstrap ist ebenfalls 183 cm lang, dafür aber mit nur 6,2 Kilo etwas leichter. Der Combi Carrier 2 ist also nur 3,7 cm länger als die gängigen Spineboards…
Die Kopffixierung ist natürlich etwas schmal, das stimmt. Wenn das jedoch stört, können auch problemlos andere Kopffixierungssysteme verwendet werden. Ich verstehe jedoch nicht so ganz, wieso das unbedingt schlecht sein muss. Da der Patient ohnehin ein Stifneck trägt, ist es doch im Grunde genommen gar nicht unbedingt notwendig, den Kopf komplett einzubetten. Zumal das für den (wachen) Patienten sicherlich auch nicht unbedingt angenehm ist…
Und zum Thema „Der Combi Carrier vereint die Nachteile beider Geräte“: Er kann sowohl als vollwertiges Spineboard, aber auch als vollwertige Schaufeltrage eingesetzt werden. Somit vereint er beide Geräte. Die größten Nachteile der Schaufeltrage (Klemmende Verschlüsse, Metall=Kalt und unbequem, …) fallen weg und der Nachteil des Spineboards (Der Patient muss drauf gezogen oder gerollt werden) fällt ebenfalls weg. Welche Nachteile meinst du dann?
Bezüglich dem Preis: Der Combi Carrier ist recht teuer, da gebe ich dir natürlich Recht! Man sollte aber auch die zusätzlichen Funktionen – und damit den Wegfall der Schaufeltrage, die ja sonst auch mit 300-400 Euro zu Buche schlägt – entsprechend mit einkalkulieren.
Liebe Grüße,
Fabi
Was ist denn mit Headblocks? Muss man die bei diesem System selber basteln oder gibt es auch dafür eine Lösung. Wir benutzen die Ferno Schaufeltragen vom 65EXL und die Spineboards von Laerdal Baxstrap.. ich finde persönlich die Spineboards von Baxstrap sehr gut in Handhabung, Form..
Ergänzung zum vorherigen Kommentar, die Headblocks die der Hersteller vorschlägt und ihr in eurem Artikel gepostet habt, finde ich sehr dürftig.. Irgendwie sehen die nicht so aus, als wäre der Kopf dann wirklich bewegungsunfähig..
Hallo phaelliecks,
Willkommen hier! 😉
Wie ich bereits auf Christophs Kommentar geantwortet habe müssten auch andere Headblock-Systeme passen. Müsste man mal ausprobieren. Da der Combi Carrier aus zwei exakt gleichen Teilen mit Kopf-/Fußteil besteht dürfte einer Montage anderer Kopffixierungssysteme eigentlich nichts im Wege stehen… ist aber primär mal nur eine Vermutung.
Liebe Grüße,
Fabi
Aber wie auch Christoph unter mir sagt, perfekt ausgereift sind die nicht.. Ich denke dadurch, dass zum Beispiel der CC auseinander getrennt werden kann, ist das Headblocksystem auch nicht eine Einheit sondern besteht aus zwei, was nicht die Stabilität von „einem“ System, wie von Leardal Baxxstrap. Wie Christoph sagte, gibt es einige „Mankos“, wie z.B. die fehlende CT und MRT Tauglichkeit, was ja bedeuten würde, dass ab dem Schockraum der Patient vom CC runtergenommen werden müsste.. Ich finde, jeder RTW sollte beides vorhalten, dass in einem Sytem Strobel Aalen nicht so viel Platz ist wie in einem GSF Modell, ist ja bekannt.. Allerdings sollte man mit der Zeit gehen, was ja eh im deutschen Rettungsdienst so eine Sache ist mit dem „Fortschritt“ (“ Vor 20 Jahren ist auch niemand gestorben!“), und beides auf einem RTW vorhalten. Wir benutzen auf unseren RTWs Schaufeltrage, Spineboard und KInderspineboard, sind daher gehend auch echt verwöhnt. Aber zu mindest Schaufeltrage und Spineboard sollten auf jedem RTW verlastet sein!
Also gerade die Fixierung des Kopfes sollte wirklich passen. Eine handelsübliche HWS-Orthese (wie z.B. Ambu Perfit ACE, Stifneck) erreicht nur eine Bewegungseinschränkung von bis zu 60%, daher ist eigentlich eine manuelle bzw. zusätzliche Stabilisierung obligat.
Was die Nachteile des Combi Carriers anbelagt: er hat metallische Teile, nämlich den Verschlussmechanismus. Ein Spineboard ist CT und MRT tauglich, da diesen aus Kunststoff und Carbon besteht, das ist beim Combi Carrier nicht der Fall, hier müssen wohl Abstriche gemacht werden.
Es kann zwar wie ein Spineboard verwendet werden, hat aber analog zur Schaufeltrage eine Öffnung im Bereich der Wirbelsäule, je nach Rettungstechnik ist es also nicht möglich den CC über den Untergrund zu ziehen, da dies die Wirbelsäule verletzen könnte (im Gegensatz zu einem echten Spineboard, bei dem der Patient vollflächig aufliegt).
Auf der anderen Seite fehlt, dann aber doch wieder die Längenanpassung einer Schaufeltrage und der CC ist auch höher als eine Schaufeltrage. Ich möchte das Gerät jetzt keinesfalls verteufeln, aber wenn die Möglichkeit besteht, dass Schaufeltrage und Spineboard vorgehalten werden können, würde ich diese Variante immer dem Combi Carrier vorziehen (bezogen auf den Preis ist es nahezu irrelevant, vor allem da in den meisten RD Bereichen Schaufeltragen ohnehin schon vorhanden sind) und nur wenn man beides will, aber partout nicht haben kann (warum auch immer) evtl. auf den CC zurückgreifen
Wenn das CC so funktioniert wie es ausschaut ist es ein optimum.
Ich kann zb. zuerst aufschauffeln und dann entscheiden, je nach Zeitfaktor, ob ich auf dem CC Fixiere oder auf die Vakuummatratze umlagere- super. das ist genau der Kompromiss den wir brauchen- auch wenn es ein kompromiss ist!
Man sollte neuen Produkten auch die Chance geben sonst bleiben wir auf unserem jetzigen Standart stehen.
Mit dem cc kann ich aber auch beckenfrakturen Lagern, geht mit dem spineboard nicht. Und der rdbereich kann entscheiden ob es Schaufeltrage, vakuummatratze und spineboard hat oder nur einen cc. Mit dem cc darf ich eben auch besagte beckenfrakturen Lagern, demnäch spare ich Platz und Geld, brauche ja keine Schaufeltrage u vakuummatratze mehr!!
Ich kenne Bereiche im rd die es so haben und es hat sich bewährt!
Das ist so nicht ganz richtig, für das Spineboard kann man schließlich eine Beckenschlinge verwenden, die die Hüfte ziemlich sicher fixiert.
@Xxx: Also wenn du glaubst, dass du mit dem CC Vakuummatratze, Schaufeltrage und Spineboard auf einmal hast irrst du dich. Bei Verwendung als Schaufeltrage benötigst du noch immer eine Vakuummatratze, wenn du die nicht hast musst du den CC immer als Spineboard verwenden (außer beim Aufnehmen) und den Patienten hierauf immobilisieren und da ist dann ein Spineboard besser (und vor allem günstiger).
Wir haben den CC II seit einiger Zeit im Einsatz. Unser Team arbeitet recht gerne damit.
Aber:
Rückmeldung der Zentralen Notaufnahme im Städtischen Klinikum Karlsruhe: Macht Artefakte im CT.
CT musste beim Polytrauma wiederholt werden – böse PANNE finde ich.
Ergo: CT mit dem Combicarrier II ist ein NoGo, NMR geht mit Metall sowieso nicht.
Wir betten jetzt entweder in der Klinik auf ein Umbett-Tuch oder vor Ort auf die Vakuummatratze um. Das Klinikum wünschte bisher die Anlieferung auf dem Spineboard, um damit auch die weitere Diagnostik abzuwickeln.
Perspektivisch sind wir am Überlegen, ob wir wieder ein zusätzliches Spineboard in unseren neuen RTW reinnehmen. (in den bisherigen RTW hatten wir immer Spineboard uns Schaufeltrage).
Grundsätzlich ist, meiner Meinung nach, im Bereich der Solo-Anwendung als Schaufeltrage der CC II im Vergelich mit einer Standard-Schaufeltrage durch die optimierten und zuverlässig funktionierenden Verschlüsse und das angenehmere Material klar im Vorteil.
Ich verwende den CC II im Sanitätswachdienst bei Reitsportveranstaltu gen sehr gerne. Oft ist der Boden in den Reithallen sehr uneben und Sand droht, in den Verschlussmechnismus einer herkömmlichen Schaufeltrage zu kommen.
Mit dem CC kann ich den Patienten nun wie mit einem Spineboard vom unebenen, matschigen Platz holen und nach Übergabe durch die Schaufeltragen-Funktion schonend auf der Vakuummatratze des RTW lagern. So ist der CC nach Aufbereitung wieder einsatzbereit und muss nicht, wie das Spineboard, mit ins Krankenhaus (und ist dann mindestens für den Dienst weg).