Fundstück der Woche: Interaktives Erste-Hilfe-Training
Unser heutiges Fundstück der Woche ist ein interaktives Erste-Hilfe-Training des englischen Reanimationsrates (Resuscitation Council UK) unter dem Namen „Lifesaver“, das ich beim Stöbern bei Kollege Chris (Krangewarefahrer) gefunden habe.
Die Besucher schauen sich ein Video an und müssen dann, wenn eine Notsituation eintritt, selbst aktiv werden. Ziel ist es, schnell die richtigen Maßnahmen einzuleiten um dem Patienten zu helfen. Insgesamt stehen drei verschiedene solcher Trainings zur Verfügung, wobei die erfolgreiche Teilnahme an einer Sequenz jeweils die nächste freischaltet. Am Ende erhält der Teilnehmer dann ein Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme, auf dem auch die Effizienz der eigenen Maßnahmen aufgelistet ist.
Bei den zu ergreifenden Maßnahmen handelt es sich primär natürlich um die Reanimation, aber auch um den richtigen Einsatz eines Defibrillators (AED) und das korrekte Vorgehen bei einem Erstickungsnotfall. Das Programm ist auf Englisch, aber relativ leicht verständlich. Anfangs dauert es kurz, bis man die Bedienung verstanden hat und merkt, dass man selbst aktiv werden muss. Ich habe das Ganze einmal durchgespielt und mir mein Zertifikat abgeholt 😉
Hier ein Trailer zum Lifesaver-Onlinetraining:
Das Training ist auch als App für I-Phone/I-Pad, sowie Android Smartphones und Tablets verfügbar. Laut dem RCUK sollen diese Anwendungen sogar noch besser sein, als die Online-Version, da man das Device tatsächlich in der richtigen Art und Weise bewegen muss. Die Apps lassen sich teilweise in Deutschland nicht einfach über den AppStore/PlayStore installieren, sondern müssen ggf. via PC auf’s Gerät gespielt werden. Grund dafür ist, dass die Apps primär nur für den Markt in UK freigeschaltet wurden. Dennoch dürfte es sich durchaus lohnen, die Apps einmal auf dem Smartphone oder Tablet zu testen…
Meine Einschätzung?
Ich finde es außerordentlich gut, dass man sich in UK offensichtlich ernsthafte Gedanken dazu macht, wie man den Menschen auf neue Art und Weise Erste-Hilfe-Trainings näher bringen kann. Zwar ist die kleine Applikation mit nur drei Trainingsszenarien noch nicht sonderlich umfassend, aber dafür ist das, was es bisher gibt, sehr ausgereift und durchdacht und gespickt mit nützlichen, prägnanten Informationen. Ich könnte mir derartige Trainings durchaus auch hierzulande vorstellen. Vielleicht wird so ja der ein oder andere motiviert, sein Wissen (zumindest zuhause vor dem eigenen Computer) nochmal aufzufrischen um im Notfall zu wissen, was zu tun ist…
Meine Daumen gehen daher beide ganz klar nach oben! 🙂
Hier geht’s zum Lifesaver:
Online-Version >>> life-saver.org.uk
Apps für Android-Geräte >>> Smartphone – Tablet
Apps für iOS-Geräte >>> Smartphone – Tablet
Hey,
bin schon ein längerer Leser aber eher der ruhige 😉 Aber ich muss dir einfach mal danke für das Fundstück sagen :). Und ich war ziemlich gut beim ersten und beim zweiten Fall bloß komme ich immer bei der Wiederbelebung aus dem Takt. Und schade das die App nicht auf meinen Handy läuft.
Lg IchHalt
Auch von mir danke für das Fundstück. Wirklich interessant. Aber aus dem tackt gekommen bin ich auch dauernd.
Aber was mich gewundert hat ist das niemals der Puls gefühlt wurde?
Hätte es nicht sein können das z.b. der Mann im 3. Fall noch eine schwache Atmung und Pulsschlag gehabt hätte? Dementsprechend keine Herzrhytmusmassage nötiog gewesen wäre? Nicht immer sind Gegebenheiten ja auch so das man eine schwache Atmung hören/spüren kann.
Kurz: Was passiert wenn ich jemanden reanimiere dessen Herz noch schlägt, der nur Ohnmächtig mit schwacher Atmung ist?
Noch was ist mir aufgefallen.
Bei jedem Fall sind mehrere Personen vor Ort. Es wird aber niemans vor die Tür geschickt um den Rettungsdienst einzuweisen.
Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht! Daran hat wohl niemand gedacht.
In der Regel wird dies aber der Disponent der Leitstelle zum Anrufer sagen!
Hallo Machermama,
freut mich, dass dir das Training gefällt und du erfolgreich daran teilgenommen hast! 🙂
Die Pulskontrolle entfällt seit den neuen Guidelines für Laien. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen natürlich den, dass der aufgeregte Laie unter Umständen die Pulskontrolle gar nicht richtig durchführen kann, oder aber seinen eigenen Puls tastet. Des Weiteren steht fest: Wer keine Atmung mehr hat, der wird auch früher oder später keinen Puls mehr haben.
Bezüglich der zu flachen Atmung: Deshalb soll der Laie die Atemkontrolle mit allen Sinnen (sehen, hören und fühlen) durchführen. Um ganz sicher zu gehen, kann man auch mal einen Finger direkt vor die Nase des Patienten halten. Da spürt man eine (auch deutlich zu flache) Atmung in der Regel. Wenn du dir dann immer noch nicht sicher bist, dann darfst du natürlich gerne jederzeit auch noch eine Pulskontrolle durchführen! Das Ganze sollte eben keine fünf Minuten dauern, sondern logischerweise relativ schnell (aber dennoch nicht überstürzt) von Statten gehen.
Neueste Erkenntnisse zeigen, dass wohl nichts oder nicht besonders viel passiert, wenn jemand reanimiert wird, dessen Herz noch von selbst schlägt. Im professionellen Bereich (also im Rettungsdienst) wird die Reanimation auch noch für einen Zyklus (2 Min.) weiter geführt, nachdem der Patient wieder einen Rhythmus mit Puls nach Defibrillation hat. Im Endeffekt ist das nur die manuelle Kompression des Herzen von aussen, also das Imitieren einer regulären Herzaktivität. Kreislauftechnisch wird da nicht arg viel passieren. Das einzige, was dabei auftreten kann, sind eventuell gebrochene Rippen und entsprechend daraus resultierende Folgen.
Mach dir keine unnötigen Gedanken dazu, es ist wohl eher unwarscheinlich, dass du jemanden fälschlicherweise reanimierst. In der Regel sieht man relativ deutlich, wenn jemand reanimationspflichtig ist. Wenn er während der Herzdruckmassage „Aua!“ sagt, dann würde ich aber doch lieber aufhören 😉
Falls die Frage noch auftauchen sollte: Nein, es ist nicht möglich, jemanden fälschlicherweise mit einem Defibrillator/AED zu „schocken“! Das Gerät analysiert den Herzrhythmus von selbst und gibt den Stromstoß nur dann frei, wenn definitiv ein defibrillationswürdiger Herzrhythmus (Kammerflimmern bzw. pulslose vertrikuläre Tachykardie) vorliegt! Hier braucht man sich also überhaupt keine Gedanken zu machen – Diese Geräte sind absolut (idioten-)sicher…
Liebe Grüße
Fabi
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Ähnlich waren auch meine Gedanken dazu aber ich wollte mir das gern nochmal aus fachlicher Sicht bestätigen lassen.
Und ich verspreche sofort aufzuhören mit der Reanimation wenn der Patient aua sagt oder wild um sich schlägt. Lach
Bisher musste ich zum Glück erst einmal eine Reanimation durchführen, da war die Sachlage aber sehr deutlich, wenn auch leider erfolglos.
Ist ja echt ma ne super Idee…
Dear friends in Germany; please forgive my writing in English. Thank you for your kind comments on Lifesaver (which I wrote and directed) – I really hope that we may be able to make a German version of Lifesaver very soon, following German first aid guidelines. Thanks again to you all.
Dear Mr. Percy,
Thank you for your comment. We would be very happy if a german version of the Lifesaver would be released in the near future. First and foremost we would be very pleased if the english versions of apps for Android and iOS would be available in Germany.
Thank you and best regards
Fabi