Horrorszenario Amoklauf – Wie gut sind wir vorbereitet?
Durch relativ dramatische Entwicklungen in der Sicherheitslage im deutschen Inland mussten neue Konzepte entwickelt werden: Terror- und Amokszenarien in denen bewaffnete Täter alleine oder in Kleingruppen ohne Rücksicht auf das eigene (Über-)Leben in Hotels, Bahnhöfe, Schulen oder andere Einrichtungen eindringen um dort einen möglichst massiven Schaden herbeizuführen sind nicht länger Utopie oder Einzelfälle, sondern vielmehr latent und real! Im Jahr 2009 beispielsweise verzeichnete die deutsche Polizei 161 Amok-Verdachtslagen bundesweit, die dank frühzeitiger und umfassender Intervention entsprechend bewältigt werden konnten.
Diese Ereignisse, im englischen Sprachraum als „Active Shooter“-Szenarios bekannt, haben die Welt – und auch Deutschland – in jüngerer Vergangenheit schon oft getroffen und es gilt, künftig entsprechend darauf vorbereitet zu sein. Alle Amokläufe in Deutschland, wie beispielsweise Erfurt (2002), Emsdetten (2006) und Winnenden (2009), wurden von äußerst entschlossenen Tätern begangen. In Deutschland lässt sich bisher festhalten, dass Amoklagen – auch wenn sie sich grundsätzlich überall zutragen können – meist an Schulen stattfanden, die Täter einen persönlichen Bezug zu diesem Ort hatten und wahllos oder zielgerichtet viele Menschen verletzt und/oder getötet hatten. Nicht immer endeten die Taten mit einem Selbstmord des Täters.
Das Problem
Für sämtliche Rettungskräfte stellt ein solches Szenario eine Herausforderung und eine große Gefahr für das eigene Leben dar. Die zu klärende Frage lautet, ob und wie man den Opfern zu Hilfe kommen kann, ohne sich dabei selbst in Lebensgefahr zu bringen.
Bei der Rettung der Verletzten, insbesondere wenn sie durch Waffen verletzt worden sind und stark blutende Wunden aufweisen, ist höchste Eile geboten. Studien aus anderen Ländern und Kriegsgebieten belegen, dass das Zeitfenster bei Amok- und Terrorlagen sehr kurz ist. Arne Jansch, Dozent für die Studiengänge Gefahrenabwehr und Rettungsingenieurwesen an der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften berichtet in einem Artikel des NDR zu diesem Thema:
Wir haben immerhin 15 bis 20 Prozent an Personen, die sterben, obwohl sie nicht hätten sterben müssen, wenn man relativ zügig etwas getan hätte. In diesem Bereich spricht man von vermeidbaren Todesursachen. Das sind relativ banale Verletzungen, die man eigentlich auch sehr einfach behandeln kann. Nur: es muss in sehr kurzer Zeit erfolgen!
Keine Versorgung im Gefahrenbereich
Verständlicherweise sprechen sich die vier großen Hilfsorganisationen (DRK, JUH, MHD und ASB) ganz klar gegen einen Einsatz des regulären Rettungsdienstes bei nicht sicherer Lage aus. Auch der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst (DBRD) erklärt, es dürfte auf keinen Fall zu einer Versorgung von Verletzten im gefährdeten Bereich kommen.
Polizei kann nicht zur Rettung von Opfern herangezogen werden
Anders als in anderen Ländern gibt es in Deutschland keine speziell für derartige Lagen notfallmedizinisch ausgebildeten Einheiten. Mancherorts sind zwar Polizeibeamte des SEK und anderer Spezialeinheiten in Rettungsmaßnahmen geschult oder haben sogar eine reguläre, medizinische Assistenzausbildung absolviert, aber in einem solchen Szenario spielt die Versorgung der Opfer für sie eine untergeordnete Rolle: Es gilt den oder die Täter schnellstmöglich handlungsunfähig zu machen und damit Schlimmeres zu verhindern!
War es früher gängig, dass die ersteintreffenden Streifenpolizisten sich im Hintergrund hielten, observierten und sich ein Bild der Lage machten bis speziell ausgerüstete Einheiten herangeführt werden konnten, so gilt es nun unverzüglich entschlossen vorzurücken und so massiv wie möglich auf den Täter einzuwirken, um diesen zu binden und unschädlich zu machen, bevor er weitere Personen angreifen kann.
Auch in den Sondereinheiten hat diese Aufgabe Priorität, so dass diese Kräfte keine Zeit und Gelegenheit haben Opfer – speziell größere Mengen an Opfern – zu versorgen und zu evakuieren. Bei ihnen kommt zudem oft auch ein langer Anfahrtsweg hinzu.
Wer rettet Opfer und Betroffene aus dem Gefahrenbereich?
Eine Alternative bestünde darin, freiwillige, zivile Rettungskräfte einzusetzen. Diese gilt es jedoch vorab taktisch zu schulen und mit entsprechender Schutzausrüstung auszustatten. Außerdem müssten sie innerhalb kürzester Zeit in den Einsatz gebracht werden können. Weiter könnten diese Einheiten nur unter Absicherung durch bewaffnete Polizeikräfte in einer sogenannten „warmen Zone“ zur Rettung und Versorgung Verletzter in den gefährdeten Bereich vordringen.
In Deutschland ist dieses Vorhaben sehr ehrgeizig und nicht leicht zu realisieren. Zuerst müsste man einen ausreichend großen Stamm an Freiwilligen aufbauen die bereit wären auf diese Art in den Einsatz zu gehen. Als nächstes muss die Frage der Ausbildung geklärt werden, da diese Methodik nicht Lehrinhalt der Rettungsassistentenausbildung oder einer anderen, zivilen Ausbildung im Rettungsdienst ist. Zum Dritten müsste geklärt werden auf welche Art die Rettungskräfte versichert werden und welche Versicherung im Schadensfall greift.
Wie kann möglichst schnell entsprechendes Fachpersonal an die Opfer herangeführt werden?
Ein Lösungsansatz dürfte sein, nach einer ersten Lageerkundung, ein Team aus Polizeibeamten in Schutzausrüstung und ebenfalls geschützten, jedoch als solche in ihrer Dienstkleidung kenntliche Rettungskräfte zusammen in einer Art Schildkrötenformation vorgehen zu lassen. Diese dringen zu Verletzten vor, führen eine Grundversorgung durch und evakuieren die Opfer zu einer (relativ) sicheren Sammelstelle wo diese durch andere, speziell ausgebildete, Rettungskräfte übernommen und weiter versorgt werden können.
Gegen dieses Modell der sogenannten „kombinierten Rettungsteams“ gab es vor allem in Norddeutschland erheblichen Widerstand seitens der Arbeitsgemeinschaft der Notärzte Norddeutschlands (AGNN) und des Bundesverbandes der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst e.V. im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft Rettungsdienst und Polizei“. Eine Beteiligung ärztlicher Kräfte war jedoch nie Bestandteil der Planung. Eine Stellungnahme der Berufsverbände des Rettungsdienstes diesbezüglich blieb weitgehend aus.
Ende 2010 plante die Rettungsdienstschule des RKiSH in Kiel (Schleswig-Holstein) als erste und einzige, das Konzept der Rettungsteams als festen Bestandteil in die Ausbildung mit aufzunehmen. Ein Gemium zu diesem Thema erklärte jedoch im Frühjahr 2012 den Gedanke, Rettungsteams durch den Regelrettungsdienst bereitzustellen, für nicht durchführbar. Die Rettung in einem taktischen Szenario müsse von der Polizei geleistet werden.
In Schleswig-Holstein steht dem jedoch noch etwas entgegen: „Die gesetzlichen Regelungen bei der Rettung Verletzter sind einschlägig. Die Zuständigkeiten sind festgelegt. Die notfallmedizinische Versorgung von Personen ist Notfallrettung im Sinne des Rettungsdienstgesetzes.“
Gute Vorbereitung als Grundlage professionellen Handelns!
In unserer Berufsgruppe herrscht große Unsicherheit auf diesem Gebiet. Der Rettungsdienst hierzulande hat sehr wenig Erfahrung mit Schussverletzungen und auch mit dem taktischen Vorgehen der Polizei bei Amoklagen. Grund dafür ist, dass schlicht zu wenig in diesem Bereich geschult wird. Es ist zwingend erforderlich, dass der deutsche Rettungsdienst – und nicht zuletzt auch die Polizei – durch fundierte Ausbildung auch auf solche Szenarien vorbereitet wird, auch wenn dies bedeutet, dass viel Zeit und Geld investiert werden muss. Des Weiteren muss die Zuständigkeit bundesweit klar geregelt und entsprechende Ausrüstung zur Verfügung gestellt werden.
Es bleibt zu hoffen, dass sich in diesem Bereich in den nächsten Jahren etwas verändert. Man kann und darf diese Szenarien nicht einfach ignorieren und die Retter – und damit auch die Opfer und Betroffenen – im Fall der Fälle sich selbst überlassen… Wir brauchen auch in Deutschland klare Strukturen, durchdachte Konzepte und eindeutige Richtlinien, vielleicht sogar speziell geschulte Einheiten und allem voran Aufklärung, Ausbildung und Training! Es muss sichergestellt sein, dass sowohl den Opfern, als auch den Betroffenen bei einer Amok- oder Terrorlage schnellstmöglich kompetent geholfen werden kann und dass auch die Helfer nach dem Ereignis die Chance haben, das erlebte zu verarbeiten und sich zu regenerieren (Vgl. Auch Helfer brauchen Hilfe!).
Was sind eure Erfahrungen und Wünsche?
Wurdet ihr in diesem Bereich geschult? Wisst ihr wer für was zuständig ist und wie weit ihr gehen dürft und müsst? Gibt es vielleicht festgelegte Herangehensweisen? Wurdet ihr in die taktischen Vorgehensweisen der Polizei – wenn auch nur ansatzweise – eingeweiht und wisst ihr wie ihr euch verhalten müsst?
Bitte nutzt die Kommentarfunktion und berichtet von euren Erfahrungen und Wünschen…
Hohe kosten, seltener Nutzen:
Hart gesprochen, aber das Geld kann an anderer Stelle bestimmt effektiver verwendet werden?
Die Kosten sind bestimmt ein Punkt.
Trotzdem muss da wohl investiert werden.
Die Frage ist nicht: „Kommt da noch etwas“, sondern viel mehr „Wann kommt das nächste Ereignis“?
Wie geschrieben sind die Rettungsdienste vorerst einmal aus dem Thema raus. Das hat sich dann doch zunächst als schwer realisierbar erwiesen. Die Polizei soll ran.
Die ist aber eh schon mit der Situation mehr als ausgelastet wenn es zum Ereignis kommt, so dass der Rettungsdienst wieder abseits des Geschehens warten muss/ wird bis jemand mal Patienten bringt oder die Lage final geklärt ist. Das bedeutet leider dass da Menschen stebren werden die anders hätten gerettet werden können.
Diese Responder-Einheiten ließen sich ja auch bei anderen Ereignissen unterstützend einsetzen wie MANV.
Bislang ist das aber alles noch Zukunftsmusik. Man darf gespannt sein wie die Polizei die gestellte Aufgabe bewältigen soll.
Man sollte die Mitarbeiter vom Rettungsdienst entsprechend schulen was die verletzungen angeht. Wobei ich es für unsinnig halte, Retter in den Gefahrenbereich zu entsenden. Mal angenommen, es gibt einen Amoklauf in einer Gesamtschule mit Gymnasialer Oberstufe. Das sind vorne weg schon mindestens 600-700 Schüler. Wie viel davon soll denn ein Trupp gleichzeitig behandeln? Und dann verhalten sie sich bei Todesangst vermutlich nochmal anders.
Man sollte die Polizeikräfte schulen und aufrüsten, sodass sobald wie möglich die Gefahr unschädlich gemacht werden kann und dann kann die Polizei nach und nach die Leute evakuieren. Bis dahin können dann auch die KatS-Einheiten sich um Geschichten wie Unterkünfte und Behandlungsplätze kümmern und sich koordinieren. Für die Erstversorgung sollte man das KatS-Konzept übernehmen. Und was die Evakuierung von Verletzten und Betroffenen angeht, denke ich, dass die Feuerwehr recht gut geeignet ist. Die sind von der Manpower her in der Regel ausreichend und haben, solange es nicht brennt oder keine tech. Hilfeleistung erforderlich ist außer vielleicht Bereitstellungsraum und Absperren der Straßen sowieso nix zu tun.
Abgesehen davon dass die Behandlung von penetrierenden Verletzungen, Schußverletzungen etc. in Deutschland im Rettungsdienst ein absolutes Stiefkind ist und weder das wissen noch das Material zu deren Versorgung vorgehalten werden (Hand auf’s Herz: Wie oft macht Ihr im Rettungsdienstalltag einen Verband?) ist eben auch die Polizei nicht auf so eine Lage vorbereitet. Auch die „Medics“ der SEKs nur begrenzt. Die sind aber noch gar nicht da, bzw. kommen erst wenn die Lage in der Regel bereits geklärt ist.
Wie also läuft so etwas ab?
Der Notruf geht ein. Wahrscheinlich etliche zeitgleich. Nehmen wir eine kleine Gemeinde in Bayern. Puchheim. So etwas in der Größe.
Bleiben wir zunächst bei der Polizei. Die alarmiert was da ist. Tagsüber sind das zwei Streifenwagen. Eventuell besetzen weitere Kräfte noch einen dritten der da steht. Die Autobahnpolizei setzt ebenfalls noch einen Wagen ein. 5 Minuten nach der Alarmierung sind die ersten Beamten vor Ort. Gymnasium, etwa 500 Schüler. Fast alle davon in ihren Klassen eingeschlossen, der Schütze frei im Haus, Schüsse sind zu hören.
Sofort beginnen die Beamten in das Gebäude einzudringen. Zeitgleich geht der Alarm an das SEK raus. Rettung ist auch alarmiert, kommen wir später zu.
In der Aula erste Verletzte. Zwei Schüler mit schußwunden in Brust und Oberschenkel, stark blutend. Die Beamten haben keine Zeit für Hilfe, noch immer fallen vereinzelt Schüsse. Die sechs Beamten dringen vor, finden weitere Verletzte. Zeitgleich kommt der erste RTW an. Drei Minuten später das Fahrzeug der Autobahnpolizei. Und ein zweiter RTW. Die freiwillige Feuerwehr hat das erste Fahrzeug noch nicht besetzt, denn Puchheim ist eine Pendlergemeinde, es ist werktags, vormittag. Die SEG aus der Kreisstadt ist eventuell noch gar nicht alarmiert, hätte aber das gleiche Problem. Keine Leute.
Der Rettungsdienst geht nicht in das Gebäude, es ist Gefahrenbereich. Der Täter ist gerade in einem Fachraum aus dem Fenster geklettert und geht zur benachbarten Realschule. Weiß aber noch niemand.
15 Minuten später erklären die anwesenden Polizisten, inzwischen vielleicht 10 an der Zahl, das Gebäude für sicher. Der Notarzt kommt an.
Das Mädchen mit der eröffneten Femoralis ist verblutet. Der Junge mit dem Spannungspneu ist ebenfalls tot. Beide in der Aula. Das SEK kommt nach 30 Minuten aus München und bringt erstmalig eine medizinisch ausgebildete taktische Fachkraft vor Ort.
Wäre die Besatzung des RTW 1 geschult gewesen und hätte unter Sicherung durch die Besatzung der Autobahnpolizei die Aula betreten wäre Hilfe nach 7 Minuten vor Ort gewesen und hätte in der Aula im Hausmeisterkiosk eine warme Zone/ sicheren Behandlungsraum eingerichtet und die zwei Patienten dort mit Tourniquet, Chestseal etc. behandelt, dann weitere Patienten versorgt und in die warme Zone verbracht.
Die SEG kocht nach 1 Stunde im inzwischen von der Feuerwehr abgesperrten Bereich Tee für die schockierten 480 Schüler und Lehrer, so oder so.
Deshalb braucht man meiner Ansicht nach ein neues Konzept, abseits von Feuerwehr und KatS.
Hallo
Also der Rettungsdienst in Deutschland macht „Notfallmedizin“, genauer gesagt „Individualmedizin“. Bis vor nicht allzu langer Zeit sogar genau genommen „vorgelagerte Intensivmedizin“. Alles mögliche draußen am Einsatzort. Zugang legen, Intubieren, Thoraxdrainage, Medikamente, Schienung, Immobilisation, und so weiter und so fort.
Mittlerweile kommen wir dank der „Golden hour of shock“ und zahlreichen neuen Lehrgängen langsam aber sicher davon weg. Bei einem Trauma mit penetrierenden Verletzungen gilt ohnehin „Load and go“, das wissen wir ja mittlerweile. Dennoch ist es doch meist so, dass vielleicht die RTW-Besatzung davon weiß, aber Hand auf’s Herz: Wie viele Notärzte haben solche Kurse auch besucht und ziehen am gleichen Strang? Da draussen wird immer noch viel zu viel herumgemurkst und unnötig Zeit verplempert! Egal, soll hier nicht das Thema sein…
Was uns in einem solchen Szenario abverlangt wird, hat weder mit „Individualmedizin“, noch mit „vorgelagerter Intensivmedizin“ auch nur das Geringste zu tun! Es wird – zum Beispiel vom Land Schleswig-Holstein – mit einer Selbstverständlichkeit von uns verlangt, dass wir uns in den Gefahrenbereich begeben und dort etwas machen, was man im Grunde als „taktische Einsatzmedizin“ bezeichnen kann. Blöderweise hat in Deutschland kein einziger Rettungsdienst’ler auch nur die leiseste Ahnung davon, was genau das eigentlich ist (Gut, abgesehen vielleicht von denen die aus einer anderen Sparte gekommen sind oder sich privat dafür interessieren!).
Der 0-8-15-Rettungsdienst’ler kommt aus seinem Alltagstrott nun plötzlich in ein solches Szenario und soll urplötzlich etwas tun, von dem er weder weiß was es eigentlich genau ist, noch wie es geht. Na prostmahlzeit!
Für mich gibt es letztendlich nur eine sinnvolle Lösung für dieses Problem! Alles andere ist unnötiger Stress und unnötig in den Sand gesetzte Kohle die wir durchaus sinnvollen einsetzen könnten.
Das, was wir machen sollen, also „taktische Einsatzmedizin“, setzt sich aus den beiden Begriffen „Taktik“ und „Medizin“ zusammen.
Wir haben also entweder die Möglichkeit diejenigen herzunehmen, die sich in der „Taktik“ bereits auskennen (also die Polizei) und ihr Wissen um die „Medizin“ zu erweitern.
Oder wir nehmen diejenigen, die sich mit der „Medizin“ auskennen und erweitern ihr Wissen um die „Taktik“.
Aber im Grunde gibt es in Deutschland zu Genüge Personen, die sich mit so etwas gut auskennen! Was macht denn unsere liebe Bundeswehr tagtäglich? Richtig, taktische Einsatzmedizin! Oder woher kommen denn Begriffe wie „Combat Medic“? Die wissen genau, was wie wo warum zu tun ist, sind es – durch ihre Auslandseinsätze – auch durchaus gewohnt im Gefahrenbereich, vielleicht sogar unter Beschuss, zu arbeiten. Sie haben die entsprechenden Materialien, das Wissen und die Erfahrung. Außerdem sind sie alle auch erfahren im Umgang mit Waffen. Man muss es nur in Deutschland endlich mal hinbekommen, dass die Bundeswehr dafür auch herangezogen werden darf und dass sie in entsprechender Zeit am Einsatzort eintrifft.
Das ist glaube ich deutlich weniger dramatisch, als das Rad komplett neu zu erfinden, deutschlandweit tausende und abertausende Leute in irgendwelchen Sachen zu schulen (die sie so eigentlich – als sie sich für ihren Beruf entschieden hatten – gar nie machen wollten), unnötig haufenweise Geld für Material herauszuwerfen, das auf Rettungsmitteln, die dafür im Übrigen gar nicht ausgelegt sind, herumgekarrt wird!
Wir leben in Deutschland, da ist alles unnötig kompliziert! Die Bundeswehr rückt ganz einfach mit anständigen Waffen an, schaltet den „Active Shooter“ aus und versorgt zeitgleich die bisher zu beklagenden Opfer in dem Maße wie es in solchen Szenarien üblich und notwendig ist.
Nehmt Geld in die Hand (die Bundeswehr kostet ja ohnehin genug Geld, obwohl sie – in direkter Hinsicht – nicht wirklich viel für unser Land selbst bringt, sondern eher für andere!) und verteilt die Leute so, dass sie in adäquater Zeit zum Einsatz kommen können. Glieder das an irgendwelche Hubschrauberstaffeln oder was weiß ich was an, so dass die schnell da sind, fertig!
Nein, bei uns müssen Dorfpolizisten – die sich das ganze Jahr mit Strafzettel ausfüllen beschäftigen – mit Spielzeugpistolen, lächerlicher Schutzausrüstung und vollen Hosen durch die Szenerie schleichen und versuchen einen skrupellosen Gegner auszuschalten. Und das obwohl sie ihre Waffe wohl noch nie wirklich benutzt haben und mit einer derartigen Situation vollkommen überfordert sind!
Und dann sollen – am Besten noch ehrenamtliche – Rettungsdienst’ler ihren Arsch riskieren, da rein gehen und sich in Lebensgefahr begeben um etwas zu tun, wovon sie eigentlich überhaupt keine Ahnung haben!
Das kann sich ja nur ein Deutscher überlegt haben…!
Hat aber nicht. Das Prinzip kommt aus den USA. Dort sind viele Paramedics für diese Bereiche geschult. Einfach nach “Active Shooter Rescue Training” suchen, da kommen dieses und andere Konzepte.
Natürlich ist das taktische Einsatzmedizin. So etwas ist aber auch Teil des PHTLS-Konzeptes (und anderer Traumakonzepte).
Aber wo beginnt denn eigentlich taktische Medizin? Doch schon in dem Moment in dem auf der Straße die ältere Dame zusammenbricht und einen bissigen Hund an der Leine hat, oder die Trinkerin am Hauptbahnhof inmitten ihrer ebenfalls betrunkenen Freunde. Dort gibt es alles so wie auch im “Active Shooter”-Szenario. Opfer, Gefahr, heiße, warme und kalte Zone etc., von einem Training im Rahmen der allgemeinen Ausbildung profitiert also nicht nur das Opfer des Amoklaufes.
Natürlich ist so eine Situation eine absolute Ausnahme, für den “Dorfsheriff” ebenso wie für den Rettungsdienst. Aber das ist ein Großbrand, ein Massen-VU und andere Ereignisse auch. Auch hier würde wieder von einer grundlegenden taktischen Ausbildung profitiert.
Wie schon geschrieben, in Deutschland ist das Projekt gegenwärtig vom Tisch.
Bundeswehr ist sicher eine Idee, allerdings hat auch die Bundeswehr sehr wenig Combat Medics, müsste erst zusammengefangen werden und darf zu guter Letzt im Inland nicht eingesetzt werden.
Was ist eigentlich so schwer daran zu akzeptieren das es Einsatzstellen gibt an denen wir als Rettungsdienst nicht arbeiten können wie wir es wollen?
Es ist doch für uns vollkommen selbstverständlich NICHT in ein brennendes Haus zu rennen oder das einsturzgefährdete Gebäude zu betreten um einen Patienten zu versorgen, sondern draussen an einem sicherem Ort zu warten bis uns der Patient gebracht wird oder von entsprechend spezialisierten Kräften die Gefahr auf ein für uns passendes Niveau reduziert wurde.
Warum will man also nun mit Gewalt in eine Einsatzstelle rein mit der Gefahr „Active Shooter“. Warum nicht auch hier warten bis durch die entsprechenden Spezialisten (hier Polizei) das Gefahrenniveau ausreichend reduziert wurde?
Oder ist es die Prioritätensetzung der Spezialisten die uns stört?
Von Feuerwehr und THW ist man es es gewohnt das die Gefahrenbearbeitung ggf wartet bis die Menschenrettung erfolgte. Während die Polizei sich bei solchen Lagen halt ganz klar auf die Gefahr konzentriert und die Menschenrettung warten muss.
Oh, das ist der wunsch Opferzahlen gering zu halten und Menschen zu retten wenn das in der Verhältnismäßigkeit steht.
In ein brennendes Haus…das brennt eben. Da kann man nicht viel machen, und für die Feuerwehr gilt ja schon Personenrettung vor Brandbekämpfung. Die Patienten werden auch eher Probleme mit der Atmung haben, keine multiplen (penetrierenden) Traumen. Zudem ist die Feuerwehr an sich zeitgleich mit dem Rettungsdienst da und beginnt unverzüglich mit der Rettung.
Im „Active Shooter“-Szenario (bleiben wir einfach bei dem Begriff) ist erst einmal seeehr lange niemand da der hilft. Niemand der die Patienten da rausholt.
Deshalb muss die Rettung eben rein. Und da das auf freiwilliger Basis angedacht war ist es (zumindest in der Theorie) erst einmal umsetzbar. Mit verhältnismäßig geringem Ausbildungsaufwand.
Aber ist es nicht egal ob er Patient in der brennenden Wohnung an der Rauchgasintox verstirbt oder beim „Activ Shooter“ am Trauma? Es ist beides potenziell tödlich und beides eine typische Folge der speziellen Gefahr an der Einsatzstelle die den Rettungsdienst am direkten Zugriff auf den Patienten hindert.
Sicher könnte man den RD entsprechend schulen unter Polizeibegleitung im Gebäude zu arbeiten, bindet aber wieder auch Kräfte der Polizei die ggf dann dort zur Gefahrenbekämpfung fehlen. Zweischneidig also das ganze.
Zumal wie groß ist der Zeitvorteil wirklich? Letztens auf einer Fortbildung mit dem zuständigen Polizeiausbilder gewesen. Die Polizei rechnet für den „typischen Amoklauf“ mit 15-20 Minuten bis beim Täter der „Akku leer“ ist und er gestoppt werden kann. Abzüglich Alarmierung und Anfahrt dürften damit die Wartezeiten bis der Rettungsdienst (theoretisch) freie Bahn bekommt bei ~10 Minuten liegen.
Nein, das geht so schnell leider nicht. Hier einmal eine Chronik von Winnenden: Klick!
In nur 20 Minuten war noch kein Amoklauf beendet (beim School Shooting sind es etwa 60 Minuten), und der Artikel bezieht sich nicht nur auf den Amoklauf in der Sonderform „School Shooting“ sondern auch auf jenen in Form eines fanatisch oder terrorisch motiverten Amoklauf. So etwas wie in Mumbai geschehen ist. So etwas ist in Deutschland gegenwärtig wahrscheinlicher als der große Knall.
Dies alles sind Active Shooter-Szenarien. Die Sterblichkeit bei penetrierenden Traumen ist extrem hoch. Im Bereich der taktischen Medizin geht man schon von der „Golden Hour“ weg zu den platinen 5 Minuten. Diese Zeit nach der Verletzung entscheidet meist über Leben und Tod.
Wenn das rettungsdienstliche Team mit der Polizei vorgeht ist eine Gefährdung natürlich möglich. Niemand würde das Rettungsteam mit dem ersten Team der Polizei einsetzen. Mit dem zweiten aber schon. Oder mit dem dritten. Diese Kräfte sichern nur noch. Die ersten Teams üben den Druck auf den oder die Täter aus.
Letztendlich ist es aber natürlich egal ob der Patient an der Rauchgasintox oder der Schußwunde verstirbt. Es ist aber nicht im Mindesten egal das hier ein Patient verstirbt der hätte gerettet werden können. So etwas empfinde ich als eine gefährliche Betriebsblindheit. Jeder Patient zählt, jedes Leben zählt. Sogar das des Täters. Deswegen ist eben die Möglichkeit des Rettungsteams angedacht worden.
Wer sich mal abseits von Steh- und Stammtischwissen wirklich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigt hat, dem werden folgende Punkte in Erinnerung sein:
– Der Täter wird meist so lange weitermachen, bis er aufgehalten wird oder sich sich selbst richtet (er ist kein Geiselnehmer, der etwas durchsetzen will)
– Deshalb gilt in jedem Erlass des jeweiligen Innenministeriums „kein Abwarten auf Spezialkräfte“ – was hier nicht so durchgekommen ist: Eine Amoklage ist keine SEK-Lage! Das wird zwar alarmiert, die Lage muss aber durch Kräfte des Einzeldienstes („Streifenwagen“) geklärt werden, weil die am Kürzesten verfügbar sind – genau wie der Rettungsdienst.
– Unter „Spezialkräfte“ versteht man in diesem Zusammenhang aber auch eben jede Personengruppe, die erst eine längere Anfahrt hätte – dazu gehören irgendwelche Rettungsdienst-Sondergruppen genauso wie Personal der Polizeiärztlichen Dienste oder gar die „Bundeswehr“. Alle sind auch nicht flächendeckend vorhanden!
Oder anders gesagt: Beim MANV nach Busunfall warten ja die Rettungsdienstler auch nicht erst, bis ORLD/OrgL und die SEG vollständig eingetroffen sind und sagen dann „so, jetzt können wir anfangen“.
– Es bleibt also irgendwie an den Kräften der Einzel- und Wechseldienste (Polizei, Rettungsdienst) hängen. Hier kann man eine Aufteilung vornehmen, welche Berufsgruppe in welche Bereiche gehen kann. Klar dürfte sein, dass der normale Rettungsdienstler sicherlich nicht in einen Bereich gehen kann, wo eine hohe Gefährung herrscht, schließlich gibt es auch keinen Ersatz (wenn die RD´ler umfallen, wer hilft Ihnen dann…?) Erstversorgung und Rettung durch die Polizei in einen weniger gefährlichen Bereich und Weiterbehandlung und Transport durch den Rettungsdienst klingt erst mal halbwegs schlüssig. Also müssen sich auch zwangweise beide Berufsgruppen mit den Thema Versorgung und Rettung auseinandersetzen.
– Was die Verletzungen angeht, denkt der geneigte RD´l er – da kenn ich mich aus, hab ich ja schließlich gelernt. Stimmt das? Was wisst Ihr denn wirklich von ballistischen Verletzungen, mal abgesehen von „macht ein Loch“ und vielleicht „Ein- und Austritsswunde“? Wisst Ihr, was dazwischen passiert? In Deutschland werden pro Jahr lediglich 5% penetrierende Verletzungen in die Notaufnahmen gebracht (lt. DGU), davon sind die meisten auch noch Messerstiche oder Unfallmechanismen. In Deutschland gibt es kaum Erfahrung mit Schussverletzungen.
Was bleibt also? Ein MANV, der sich gewaschen hat, mit psychischer und physischer Belastung an der Grenze und Verletzungen, die wir mit unseren derzeitigen Materialien nicht optimal behandeln können. Sollten wir uns darauf ausruhen oder zumindest das theoretische Wissen mal auf den aktuellen Stand bringen?
Ganz ehrlich, ich halte den Artikel für gefährlich. Ich halte nichts davon, Rettungsdienstpersonal für solche Einsätze zu benutzen, oder dies zu fordern. Es gibt Situationen, wo wir einfach nicht helfen können, wo es zu gefährlich für uns ist. Das ist hart, aber wie Flo schon sagt, wir rennen auch nicht in ein brennendes Haus, weil wir nicht dafür ausgerüstet oder ausgebildet sind. Alle „Sanis“ der Landespolizei oder des Bundes sind bewaffnet, denn das hat seinen Grund.
Medizinische Kräfte der polizeilichen Einheiten gibt es nicht in Deutschland. Es gibt nur medizinisch ausgebildete Leute unter den Einsatzkräften in den Sondereinheiten. Diese sind bewaffnet weil sie in erster Linie Polizisten mit einem polizeilichen Auftrag sind, erst als Rückfallebene, vorrangig zur Eigensicherung, werden diese Kräfte als medizinische Rettungskräfte tätig. Aber wir hatten ja bereits festgestellt dass eine Amoklage keine Einsatzsituation für Sondereinheiten ist sondern von den vorhandenen Ersteinsatzkräften bewältigt werden muss. Und da gibt es keine Rettungskräfte.
Es wurde durch die Rettungsdienstverbände bereits festgestellt dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Konzept der Rettungsteams nicht zu realisieren ist. Was aber nicht heißt dass das so bleiben muss, denn beim nächsten Berufsbild wird alles anders…oder so.
Zu keinem Zeitpunkt sollte je ein Rettungsdienstmitarbeiter gezwungen werden in eine heiße Zone zu gehen, aber mit einer fundierten Ausbildung sollte diese Option für freiwillige und entsprechend ausgebildete und trainierte Retter durchaus möglich sein. Andere Länder machen das vor.
Und ein Auseinandersetzen mit diesem Gedanken kann ja allemal nicht schaden, selbst wenn es eben nicht zu einer praktischen Umsetzung kommt. Dann nutzt man die Erkenntnisse eben bei einem „normalen“ MANV.
Es gibt im regulären Streifendienst und bei den Hundertschaften RettSan und SanH. Wir sind auch nicht schlecht ausgebildet und ausgerüstet. Zwar sind wir noch Exoten aber irgendwo soll angeblich ein fast fertiges Konzept in der Schublade liegen. Ich kann allerdings nur für die Bundeshauptstadt sprechen. Wie es in anderen Bundesländern aussieht, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht haben die ja schon eher ein Konzept fertig. Ob irgendwann sogenannte Rescueteams im zweiten oder dritten Abmarsch in das Gebäude gehen werden bleibt abzuwarten. Vorrangig ist und bleibt das schnellstmögliche Herbeiführen der Handlungsunfähigkeit des Täters. In solch einer Lage wird kein Polizeibeamter auch noch auf einen „freiwilligen Helfer“ aufpassen können. Mehr wird nicht verraten.
Und das ist so nicht richtig. Die GSG9 unterhält eigene Sanis und damit meine ich nicht den Kollegen, der ein bisschen mehr dabei hat, als seine Teammitglieder. Die GSG9 verfügt sogar über eigene RD Mittel.
Ich wiederhole mich gerne. Ohne Bewaffnung der Kräfte halte ich solches Vorgehen für „lebensmüde“!! Und gerade in der Erstphase gilt es den Täter unschädlich zu machen, da hat die Rettung keine Zeit. Und die Kollegen möchte ich gerne sehen, die da freiwillig mit machen, aber die Spezies kennen wir leider zu gut.
Ein normaler MANV hat mit einem solchen Szenario nichts zu tun. da gelten ganz andere Dinge. Ja Gedanken darf man sich viele machen, aber nicht so.
Das ist so nicht richtig. Sanitätskräfte bei der GSG 9 sind Polizisten, und deshalb sind sie automatisch auch bewaffnet.
Auch ich wiederhole mich gern:
Amoklagen sind keine Szenarien für Sondereinheiten, völlig egal ob solche der Bundeswehr, der Feuerwehr, der Polizei etc. Bis diese Einheiten alarmiert, einsatzbereit und vor Ort sind sind die Lagen bereits in der Regel erledigt.
Eine Hilfeleistung ist ohne die Kräfte des Regelrettungsdienstes und der normalen Polizei nicht möglich.
Derzeit ist das Rettungsteam-Modell nicht mehr Thema.
Für die Retter die alles so machen wollen wie schon immer ist das nie gedacht gewesen. Also für all Jene die lieber versuchen die Jugularis zu punktieren statt einen Zugang i.o. zu legen wenn i.v. nicht klappt, für all jene die kein Interesse haben neue Wege zu beschreiten oder über den eigenen Horizont hinauszublicken war weder das Modell der Rettungsteams noch dieser Beitrag gedacht.
Für all Jene die Neuem gegenüber aufgeschlossen sind, denen es nicht fremd ist sich auf neue Gedanken einzulassen, die sich vorstellen können die Zusatzqualifikation zu erwerben die zur Umsetzung solcher Konzepte gedacht ist, die das dann auch wirklich im Einsatz zum Tragen bringen oder die ein Interesse daran haben neue Ideen kennenzulernen oder Gedankenansätze weiterzuverfolgen, weiterzuentwickeln ist das Konzept eines Rettungsteams, wie auch immer das gestaltet werden kann, bestimmt auch einen Gedanken wert.
Ein weiteres Problem das ich sehe. Entweder ich mache es wie die Polizei und bilde jeden der potenziell an so eine Einsatzstelle kommt entsprechend aus oder ich lasse es.
Was bringt es mir wenn ich im ganzen Kreis nur 2 Autos habe deren Besatzung entsprechend geschult sind wenn im Fall des Falles das eine Auto grade auf Ferntour den Kreis verlassen hat und das andere am Ende steht. Das bringt dem den ich evtl retten könnte weil ich sofort den 1. RTW reinschicke dann auch nix.
Das wäre ja das erstrebenswerte Maximum. Durch Integration in die Ausbildung des neuen Notfallsanitäters, beispielsweise. So wie ja auch PHTLS bzw. ITLS integriert werden sollen.
Ob der Kollege es sich dann später zutraut wird sich, nicht zuletzt in Folge von Training und Übung, zeigen.
Natürlich sind das Polizeikräfte, das bestreitet auch niemand. Und natürlich ist ein SEK auch nicht als erstes vor Ort, alles Dinge die man weiß.
Ich habe auch nichts gegen Neues im Rettungsdienst, aber mit Sinn und Verstand. Und leider muss man sagen, die Rettungsrambos sind in Deutschland leider weit verbreitet und die springen gerne auf so einen Zug.
Hey Halllo,
ich beschäftige mich ein wenig derzeit auch mit so einer möglichen Situation. Ich habe vor ggf. meine Leute der SEG zu schulen bzw zumindest zu informieren was sie zu erwarten hätte bei solch einer Lage. Ich bin daher auf der suche nach Infomaterial auf diesen blog gestoßen. Ich sehe das auch so, dass bei solch einem Einsatz erst die Polizei die Gefahr beseitigt bevor ich meine Helfer dort rein schicke um Patienten zu versorgen. Mein Team kann mir auch keiner ersetzen und EIGENSCHUTZ geht vor. Dies gilt auch bei der Feuerwehr. Da renne ich auch nicht ins brennende Haus wenn es kurz vorm Einsturz ist, weil da noch eine Person drin ist. So hart es auch klingt aber leider ist es so. Naja was ich eigentlich fragen wollte ist, ob jemand Material für mich hätte welche diversen Verletzungsmuster oder sonstige Sachen mich an so einer Einsatzstelle erwartet? Klar Schussverletzung ist klar aber wie wo und wann welche Verletzung ich wie am besten behandeln / erst versorgen kann.
Vielen Dank schon mal für Antwort
Gruß Lasse
Hallo Lasse,
Leider geht abwarten eben nicht. Die Opfer von penetrierenden Verletzungen haben leider keine Zeit. Dafür sind diese Verletzungen eben meist zu gravierend.
Man muss da auch gar nicht lange rumretten. Die Verletzungsmuster sind recht zügig zu versorgen. Es muss eben nur jemand machen.
Die Ausbildung einer solchen Situation würde ich allerdings auch Leuten überlassen die sich mit der Materie auskennen. Sich etwas Wissen anlesen um eine derart neue Thematik zu verstehen und auszubilden reicht da, glaube ich, nicht aus.
Ansonsten gibt es einige Fachliteratur zum Thema. Manches ist recht gut geschrieben. Allerdings ist deutschsprachig wenig zu bekommen.
Ein gutes Buch zum Thema wäre „Taktische Verwundetenversorgung“ von Carsten Dombrowski. Gibt’s zum Preis von 26,95 € beispielsweise hier zu kaufen!
Aber, wie gesagt, lernen aus Büchern reicht hier nicht. Die Feuerwehr lernt löschen ja auch nicht aus Büchern 😉
Vielen Dank für diese Info. Ich habe auch nicht direkt vor mein Team zu unterrichten in dem direkten sinne, sondern lediglich zu „impfen“ das solch ein Szenario möglich wäre und nicht nur immer Bahn- / Busunglück / Massenkarambolage oder Großfeuer mit mehreren Verletzten.
PS: Im Prinzip lernt man das löschen schon im Lehrbuch der sogenannten FwDV 😛 damit wird das Verhalten beim Feuer etc erklärt. ne Spaß beiseite weiss was gemeint ist 😉 und dass es ein ernstes Thema ist, ist mir auch bewusst und es sicherlich toll wär eine Möglichkeit zu finden solch einer Lage Herr zu werden.
Gruß Lasse
Hallo,
ich bin Polizeibeamter und werde mit meinem Kommentar wohl unter der Mehrzahl einen Aufschrei des Entsetzen auslösen. Gleich vorweg, das ist meine Meinung, ich akzeptiere die Meinung aller anderen und kann ihre Gründe nachvollziehen.
Ich muss leider sagen, dass der normale Pol.Beamte keine Ahnung von Taktischer Medizin hat. Und leider sind nicht die gut ausgebildeten SEKs und ihre Sanis zuerst am Einsatzort, sondern die einfachen Streifenbeamten. Die wiederum haben im besten Fall mal einen 1-Wochen-Lehrgang zum Vorgehen bei Amoklagen gehabt. DIE HABEN IM ERNSTFALL AUCH DIE HOSEN GESTRICHEN VOLL!!! Dennoch müssen sie in das Gebäude rein, was der „Otto-Normal“-Polizist auch nicht will. Sie MÜSSEN das, weil Vorschriften dies nun fordern. Also warum soll nicht auch von einem Berufs-RD’ler das gesteigerte Risiko gefordert werden können, unter Polizeischutz in das Gebäude zu gehen und in zuvor gesicherten Bereichen, Verletzte zu behandeln. Das behandeln von Verletzten…entschuldigt bitte…ist ihr verdammter Job! Es verlangt niemand, dass Rettungskräfte unkoordiniert und ungeschützt in eine solche Lage geschickt werden und den Täter neutralisieren sollen. Von Ehrenamtlichen Rettungskräften, die kein Geld für ihre Tätigkeit bekommen, kann ich es ja verstehen, dass die es nicht machen wollen. Aber die Berufs-RD’ler? Ihr bekommt Geld für die Rettung von Verletzten. Wie gesagt, der normale Polizist will das i. d. R. auch nicht. Aber wieso sollte man nicht wenigstens mal über die Möglichkeit nachdenken? Was soll denn die Polizei noch alles machen? Sie soll den Täter stellen, das Gebäude sichern und dann auch noch Verletzte versorgen. Wie gesagt, bei einem solchen Einsatz sind einfache Streifenbeamte vor Ort und keine Spezialeinheiten oder -kräfte. Wir können auch nicht alles machen! Mal davon abgesehen, können Maßnahmen der Taktischen Medizin auch bei Katastrophen oder größeren Schadenslagen angewendet werden, wenn z. B. der erste RTW am Ereignisort eintrifft. Ich bin auch der Meinung, dass Pol.Beamte ebenfalls besser in Erster Hilfe und Medizinischen Grundlagen geschult werden sollten, um im Notfall etwas mehr machen zu können, als nur ein „Pflaster“ aus dem Sani-Kasten aufzukleben.
Über die Möglichkeit einer solchen Ausbildung für RD’ler sollte zumindest nachgedacht werden. Ein Blick über den Tellerrand, egal ob Polizei oder RD, hat noch keinem geschadet.
Denn in einem Punkt sollten wir uns alle einig sein: Es geht um die Rettung von Menschenleben!!!
Seien wir doch mal ehrlich: Die Rechtliche Lage lässt doch eine Versorgung unter Kampf Bedingungen gar nicht zu. Schaut euch doch mal an wie viel bei der Wundversorgung im Auslandseinsatz Wert auf deutsches Recht gegeben wird. Das wird nichts wenn der RA zwar zum Patienten darf aber diesem nicht mal schnell Schmerzmittel rein drücken darf damit man ihn danach auch unter Hau Ruck weg schaffen kann.
@Sanmaennchen:
„Leider geht abwarten eben nicht. Die Opfer von penetrierenden Verletzungen haben leider keine Zeit. Dafür sind diese Verletzungen eben meist zu gravierend.“
Doch das geht trotzdem! Im Rettungsdienst kann man nicht jedem Helfen. Ja diese Menschen haben keine Zeit aber es gibt nun mal nicht für alles eine Lösung. Was soll der Rettungsdienst im heißen Bereich? Es fehlt an Material und im Zweifelsfall darf der RA nicht mal nen Schmerzmittel verabreichen um eine Evakuierung in einen Gefahrlosen Bereich zu ermöglichen weil er sonst angst haben muss das irgend ein Winkeladvokat es im Nachhinein besser weiß und er sich vor Gericht anhören darf er solle nächstes mal auf den NA warte.
“ Aber die Berufs-RD’ler? Ihr bekommt Geld für die Rettung von Verletzten. Wie gesagt, der normale Polizist will das i. d. R. auch nicht. Aber wieso sollte man nicht wenigstens mal über die Möglichkeit nachdenken?“
Der Polizist ist dafür Ausgebildet und Ausgerüstet unter Einsatz der Schusswaffe einen Aggressor aus zu schalten. Der Rettungsdienst hat nicht mal eine Kugelsichere Weste.
Hallo Ruby,
bitte lies doch den Artikel genau.
Niemand sagt und sagte je das Rudi Rescue einfach vom nächsten RTW gezerrt und in so eine Gefahrenlage geschickt werden soll. Das ginge zwangsweise schief.
Die Idee dahinter war Rettungsdienstmitarbeiter die physisch und psychisch dazu geeignet sind und sich freiwillig bereit erklären durch eine Zusatzausbildung zum Einsatz in eben so einem Rettungsteam auszubilden, zu qualifizieren.
Der Einsatz selbst soll auch nicht mit der Standardbekleidung sondern durchaus schon mit geeigneter, persönlicher Schutzausrüstung und unter Deckung durch Sicherungsschützen der Polizei erfolgen. Anders macht das sonst in der Tat keinen Sinn.
Nein Sanmaennchen, entweder ich mache es richtig und bilde und statte alle RTWs aus (ob die wollen und geeignet sind oder nicht) oder ich lasse es.
Das hatte ich ja schon weiter oben geschrieben. Was bringen mir 2 Besatzungen im Dienst die das könnten wenn sie im Bedarfsfall am falschen Ort (gebunden) sind.
@Dom
Das nicht jeder Polizist hurra schreit wenn er auf so eine Lage trifft klar. Und meine Erwartung an die Polizei ist die schnelle Schaffung eines für den RD tauglichen Arbeitsumfeldes ( = Täter stoppen) damit wir dann rein können um die Verletzten zu versorgen.
Kein Problem, Flo. Die Ausbildung soll ruhig jeder Rettungsdienst-Mitarbeiter bekommen. Das Training auch.
Die Schutzausrüstung kann bei der Polizei verbleiben, ähnlich wie auch jetzt bereits erweiterte Schutzausrüstungen für „Amok-Response“. Da ist sie am besten aufgehoben und immer dann da wenn man die auch braucht.
Der Einsatz selbst muss jedoch freiwillig bleiben. So wird es auch in anderen Bereichen der Rettung gehandhabt, beispielsweise Seenotrettung etc. Auch da besprechen die Kommandanten den Einsatz vor und entscheiden mit den Besatzungen zusammen ob der einsatz übernommen wird.
„Der Polizist ist dafür Ausgebildet und Ausgerüstet unter Einsatz der Schusswaffe einen Aggressor aus zu schalten.“
Außer den SEK’s ist der normale Streifenpolizist wohl eher „mehr schlecht als recht“ dafür ausgebildet und ausgerüstet. Ausgerüstet bedeutet hier: Er hat nur seine Pistole. Nichts weiter… Da gibt es in der Regel keine Sturmgewehre im Streifenwagen oder sonstiges. Ich wiederhole nochmal: Ein Streifenbeamter bekommt einen Lehrgang, der NUR EINE WOCHE dauert. Mehr nicht! Auffrischungslehrgänge sind eher selten bis gar nicht. Ich bin mir sicher, dass man hier wohl kaum von „ausgebildet“ und „ausgerüstet“ reden kann.
Die Politik hat einfach dafür gesorgt, dass in den Vorschriften folgendes eingefügt wurde: „Auch wenn die vorhandenen Kräfte oder FEM noch nicht zur Bewältigung der Lage ausreichen, sind offensive Sofortmaßnahmen unter Inkaufnahme eines hohen, aber kalkulierbaren Eigenrisikos zügig und konsequent durchzuführen.“ Warum also sollten nur Pol.Beamte ein „hohes, aber kalkulierbares Risiko“ eingehen müssen? Warum kann man nicht auch von RD’lern ein höheres, aber kalkulierbares Risiko verlangen? Wie gesagt, ich verlange von keinem RD’ler allein in ein ungesichertes Gebäude zu gehen und den Täter zu bekämpfen. Aber was ich erwarten würde, ist unter Polizeischutz in gesicherte Bereiche zu gehen. Dafür gibt es mögliche Konzepte und wird auch in anderen Ländern dieser Welt so praktiziert.
„Der Rettungsdienst hat nicht mal eine Kugelsichere Weste.“
Das sollte eine Forderung an die Politik sein. Denn die Schutzwesten für Rettungsdienste machen nicht nur bei Amok Sinn, sondern auch auf jedem Volksfest oder in manchen Stadtteilen diverser Großstädte, wo Rettungsdienste ebenso angegriffen werden.
„…meine Erwartung an die Polizei ist die schnelle Schaffung eines für den RD tauglichen Arbeitsumfeldes ( = Täter stoppen)…“
Das kann dann mal ne ganze Weile dauern… Denn, um den Täter bekämpfen zu können, muss der erstmal gefunden werden. Und das funktioniert nur mittels Durchsuchung und Sicherung jeder einzelnen Etage und jedes einzelnen Raumes. Und wenn jeder an sein Schulgebäude aus Schulzeiten denkt, dann weiß man, wie viele Räume ein solches Gebäude haben kann. Wenn ein Bereich gesichert ist, und dort der Täter sich nicht befindet, ist diese Zone nicht mehr „heiß“ oder „rot“. Dort könnte man mit einem Rescueteam anfangen, die ersten Verletzten zu versorgen. Wie gesagt, unter weiterem Schutz von Polizeikräften. Andernfalls kann es bis zu Stunden dauern (siehe Amoklauf Erfurt). Und da sind dann wohl möglich Opfer bereits tot, welche man hätte retten können. In der Taktischen Einsatzmedizin kann man nicht von der „Goldenen Stunde“ reden, sondern die ersten „5 Minuten“ sind entscheident.
Das Argument „…weil er sonst angst haben muss das irgend ein Winkeladvokat es im Nachhinein besser weiß und er sich vor Gericht anhören darf er solle nächstes mal auf den NA warte…“ halte ich für sehr schwach. Na klar kann das passieren. Das kann auch passieren, wenn die ersten Pol.Beamten im Gebäude den Täter lokalisieren sollen und die Verletzten „links“ liegen lassen müssen. Die Beamten könnten genauso wegen Unterlassener Hilfeleistung vor Gericht landen. Aber genau dafür gibt es den Rechtfertigenden Notstand. Wenn ein normaler Passant einem anderen bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung die Rippen bricht, kann der auch vor Gericht wegen Körperverletzung landen. Aber bei Verletzungen durch Hilfeleistung wurde meines Wissens noch niemand wirklich vor Gericht „verknackt“.
P.S.: Das es geht oder zumindest darüber nachgedacht wird, zeigt folgender Artikel: http://www.einsatz-magazin.de/magazin/item/152-tuttlingen-gemeinsamer-workshop-amok-der-polizeidirektion-tuttlingen-und-der-rettungsdienste
@Dom, aber immerhin seit ihr als Polizei mit Schutzwesten und Pistolen ausgerüstet und -bildet. Das ist in so einer Lage mehr als wir RDler haben.
Mit dem erhöhten Risiko bei so einer Lage. Auch wenn es hart klingt, aber ihr seit Beamte. Ihr braucht euch im Falle eines Falles keine bis wenig Gedanken machen was mit euch passiert wenn euch im Einsatz etwas zu stößt. Wir als RDler sind i.d.R nur Angestellte die dann sehen müssen wie sie mit den Folgen klar kommen.
Und mit den Rechtfragen ist sehr wohl wichtig.
Aufgabe der Polizei ist es in so einer Lage ganz klar den Täter zu stoppen, festgeschrieben in den entsprechenden Dienstvorschriften. Da wird auch ein Staatsanwalt einem keinen Strick drausmachen können wenn man sich an diese hält.
Der RDler der aber vor Ort entscheidet das der Patient jetzt ein Schmerzmittel braucht um überhaupt um die Ecke in Sicherheit gebracht werden zu können hat ggf sehr wohl ein Problem. Er darf es schlicht nicht, egal wie er sich wendet das Eis auf das er sich damit begibt ist verdammt dünn. Irgendwas wird schon ein Anwalt der will finden. So spontan fallen mir da ein:
-Medikamente verordnen fällt unter die Heilkunde die er nicht ausüben darf.
-Die üblichen Medikamente im RD werden überwiegend gespritzt, geht nur per Köperverletzung.
-Lag überhaupt ein rechtfertigender Notstand vor? Wäre es nicht auch anders gegangen?
Es freut mich wirklich, und das meine ich ernst, dass es wirklich noch Leute gibt, die glauben, wir wären top ausgebildet. Danke für die Blumen.
Wie schon gesagt, Forderung von Schutzwesten ist meiner Meinung nach wichtig auch im Rettungswesen, unabhängig von Amoklagen.
Ich gehe im besten Fall 5 Mal pro Jahr schießen, mit max. 50 Schuss Schießtraining. Da kann man nicht gerade sagen, dass man in einer Stresssituation gut schießen und vor allem treffen kann.
Dienstvorschriften sind zwar für uns bindend, haben aber auch keine rechtliche Außenwirkung. Also können wir genauso schnell vorm Richter landen. Und wenn bei Amok kein rechtfertigender Notstand vorliegt, wann dann…
Es gibt ja auch die Forderung, dass Polizeibeamte die ersten Verletzten aus dem Gebäude und zu den RD’lern „um die Ecke“ bringen sollen. Dem Verletzten kann ich dann auch kein Schmerzmittel geben. Da gibts für den Verletzten nur „Zähne zusammenbeißen und durch“ oder „Verrecken“. So hart es klingt. Ich denke, man muss nur einfach weg vom Gedanken der „normalen“ Rettungskette/Behandlung, hin zu einer Notfallbehandlung in Krisensituationen. Gleiches fordere ich auch für Kat.Lagen oder Größere Schadensfälle. Wenn es sein muss und die Zeit nicht reicht, um ein Schmerzmittel zu geben, dann muss es auch ohne gehen. Zum Beispiel Unfall auf Autobahn, Auto mit Gastank brennt, Schwerverletzter liegt mit halbagbetrennten Bein neben dem Auto. Berichtigt mich, aber da hab ich doch keine Zeit, dem Verletzten erst noch ein Schmerzmittel zu verabreichen, wenn die Gefahr besteht, dass der Gastank im Auto explodiert. Mir ist zwar klar, dass das i. d. R. sowieso die Feuerwehr machen würde, wenn sie zuerst vor Ort ist. Wenn aber ein RTW zuerst da ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass die nichts machen, bevor nicht die Feuerwehr da ist. Selbst ich als Polizist würde irgendwas machen und nicht warten bis die eigentlich zuständige Feuerwehr da ist.
Sei es drum… Das gemeinsame Konzepte möglich sind, zeigen diverse Nachrichten im Internet. Der Mangel an Ausrüstung wie Schutzwesten ist ein Punkt, kann aber, wenn die richtigen Stellen Druck machen, behoben werden, wenn denn wirkliches Interesse dafür da wäre. Die rechtliche Absicherung ließe sich auch in Form von Erlassen regeln und auch Angestellte im öffentlichen Dienst sind bei Dienstunfällen i. d. R. abgesichert (…was sollten sonst Feuerwehrleute sagen, die sich bei nen Einsatz schwerverletzen).
Fazit für mich selbst: Ich muss selbst Geld investieren, dass ich mich medizinisch soweit schulen lassen kann, um im Notfall (egal ob Amok, Kat.- oder größere Schadenslage) diverse Maßnahmen durchführen zu können. Übrigens lernt man bei solchen Kursen auch, wie man diverse Tuben über die Nase oder den Rachen einführt. Wäre für mich als Polizist eine Körperverletzung im Amt und dürfte ich nicht mal durchführen. Denn solche Kurse sind keine offiziellen Rettungsdienstkurse, sondern Kurse von Privatanbietern für normale Polizeibeamten. Hätte damit aber in einer Notsituation überhaupt keine Skrupel das zu machen, wenn ich damit jemanden retten kann…
Das Problem mit der Absicherung ist das nur die wenigsten RDler im ÖD arbeiten, die breite Masse arbeitet bei den HiOrgs und die haben das meist in eigene GmbHs ausgelagert, da ist nix mit zusätzlicher Absicherung. Auch wenn das ganze ein Arbeitsunfall ist und die Leistungen etwas besser sind als bei der Krankenkasse, Lücken bleiben. Und die nötigen Gelder (egal ob bei AG oder AN) für zusätzliche Versicherungen kommen dank Ausschreibung auch nicht rein.
Feuerwehren sind übrigens eine schlechte Vergleichsgruppe, entweder sind das im hauptamtlichen Bereich auch Beamte oder sie sind per Definition der zuständigen Unfallkassen bessergestellt im Leistungsumfang.
So, hallo erstmal.
Über einen Kollegen bin ich auf diese Seite gestoßen, damit meine ich den Rettungsdienst-Blog.
Sehr interessant hier alles, das meine ich ehrlich! Ich finde diese Seite, die hier veröffentlichten Erfahrungsberichte und Statements sehr, sehr informativ!
Nun zum eigentlichen Thema:
Ähem, *räusper*, also das eine oder andere speziell in diesem Fred lässt mir i-wie die Fußnägel aufrollen. Hier spielt sehr viel gefährliches Halbwissen mit rein, insbesondere beim Thema POLIZEI und AMOKLAGEN.
Aber ok, woher soll man denn auch alles wissen.
An dieser Stelle möchte ich ein paar vorgenannte Dinge ansprechen, und vielleicht auch ein wenig korrigieren.
Da wäre zum Einen die Aussage bzw. die Ansicht, dass die Polizeibeamten, welche sich als erste bei einer Amoklage eintreffen, sofort und ohne Rücksicht auf Verluste auf „Täterfang“ gehen müssen (ich überspitze hier ganz bewusst ein wenig):
das ist so nicht zutreffend.
wenn Tod oder schwere Verletzung bei einer polizeilichen Intervention als sicher oder zumindest sehr wahrscheinlich in der Folge des Einsatzes eintreten können, so ist KEIN POLIZEIBEAMTER verpflichtet sein Leben zu riskieren. Nein, noch nicht einmal SE-Kräfte. Wäre ja noch schöner. Also bitte. Nur einer Berufsgruppe kann man befehlen in den Tod zu gehen, und bei denen war ich lange genug dabei um es zu wissen.
Keine Frage, Polizisten haben sich mit ihrer Berufswahl dazu verpflichtet höhere Risiken als der „Otto-Normalbürger“ einzugehen. Und ihr Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit nach dem Grundgesetz kann eingeschränkt werden. Eingeschränkt. Nicht gestrichen!
Ich zitiere hier gerne den Leitenden Polizeidirektor Ralf Michelfelder, Leiter der Polizeidirektion Waiblingen: (Aussage vor der Presse am 10.03.2009, der Tag nach dem Amoklauf von Winnenden)
„Meine Befehlsbefugnis hat vor dem Schuleingang aufgehört. Ich kann und werde meinen Beamten nicht befehlen ihr Leben zu riskieren. Sie haben es jedoch freiwillig getan, um weiteren Schaden abzuwenden.“
Nirgendwo, wirklich nirgends, weder in den Dienstanweisungen für die Polizei des Landes Baden-Württemberg, noch bei anderen Länderpolizeien oder der Polizei des Bundes steht, dass ein Beamter bereitwillig in den Tod zu gehe hat.
Dass trotzdem beinahe täglich Polizisten ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen, um anderen zu helfen, sollte unter diesem Gesichtspunkt einmal nähers betrachtet und gewürdigt werden!
Ein anderer Punkt ist die Ausbildung und Ausstattung der Polizei für solche Situationen.
Hier kann ich nur über das Land Baden-Württemberg sprechen, von den anderen Bundesländern weiß ich nur recht wenig.
Die Ausbildung und die Ausstattung sind hervorragend! Auch und insbesondere für die oft so herabgewürdigten „einfachen“ Streifenbeamten.
Nach dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen kam ein balistischer Hals- Oberkörper und Unterleibsschutz. Alle Fahrzeuge des Streifendienstes sind mit dieser Zusatzausstattung bestückt. Ach so, ein balistischer Schutzhelm, der gehört selbstredend auch dazu! Ferner verfügt jede Dienststelle über ausreichend Maschinenpistolen (die gab´s aber auch schon vor dem 03.09.). Nicht zu vergessen der neue Digitalfunk, so anfällig er auch noch sein mag.
Was die Ausbildung für Sonderlagen betrifft: es gibt ein landesweit einheitliches Fortbildungsprogramm, welches sich in mehrere Module aufteilt (insgesamt weit mehr als 1 Woche). Diese Module müssen von Beamten der Zielgruppe 1 (Streifendienst, operative Dienste der Kriminalpolizei, Bereitschaftspolizei, SEK) regelmäßig erneuert und aufgefrischt werden. Das Selbe gilt übrigens für die Schießfortbildung, auch außerhalb des Trainings für Sonderlagen.
Seit einiger Zeit gibt es im Rems-Murr-Kreis eine gemeinsame Ausarbeitung für die Zusammenarbeit der Polizei und der Rettungsdienste bei Amoklagen. Der Rems-Murr-Kreis übernimmt hier eine gewisse Vorreiterrolle.
Dieses Konzept wurde auch schon mehrfach geübt, zusammen mit Kräften des DRK, der Feuerwehr und natürlich der Polizei.
Das Konzept sieht bei Amoklagen vor, dass die Polizei in das betroffene Objekt eindringt, und mit höchster Priorität auf den Täter einwirkt, ihn im besten Fall sogar ausschaltet (in Winnenden gab es übrigens eine atypische Amoklage, der Täter ging flüchtig, eher ungewöhnlich).
Das Schaffen einer statischen Lage hat auf jeden Fall höchste Priorität, Verletzte müssen warten. Mit den sich daraus ergebenden Folgen (glaubt mir, nicht nur einem RDler blutet da das Herz, was glaubt ihr wie es einem Polizisten geht, der über Kinderleichen steigen muss, und schwerverletzte Personen liegen lassen muss!).
Wenn die Lage einigermaßen abgesichert ist, nach dem Hinzuziehen weiterer starker Polizeikräfte, wird eine von der Polizei bestimmte sichere Zone eingerichtet. Hier werden dann Rettungskräfte unter Polizeischutz hingeleitet, um eine medizinische Erstversorgung der betroffenen Personen gewährleisten zu können. Die Polizei hat zu diesem Zeitpunkt die Einsatzleitung, und das Sagen.
Werden Rettungskräfte oder Polizisten verletzt, so hat deren Rettung oberste Priorität, Stichwort „Crashrettung“.
Analog zum Vorgehen von Armeeeinheiten übrigens, vieles wurde von der taktischen Notfallmedizin der Bundeswehr übernommen.
An dieser Stelle möchte ich übrigens einer Aussage von „sanmaenchen“ widersprechen:
es stimmt nicht, dass die Polizei über keine eigenen Rettungskräfte bzw. keinen ärztlichen Dienst verfügt.
Es gibt zum Einen den polizeiärztlichen Dienst, mit eigenem Pflege- und Rettungspersonal, Ärzten, sowie einem eigenen Fahrzeugpool.
Ferner gibt es neben den vielen ehrenamltlichen Rettungsassistenten (hauptamtliche Polizisten) noch jede Menge Rettungshelfer. In jeder geschlossenen Einheit (das sind die Cops, die auf Demos und Fußballspielen immer den Kopf hinhalten) mindestens einen, im Idealfall drei, welche ein Team bilden.
Und ja, die sind primär Polizisten, und deren Aufgabe ist primär polizeilich anzusehen.
Und sie sind in erster Linie für die Versorgung der eigenen Truppe zuständig.
Ich bin übrigens einer von denen, für die, die sich gefragt haben woher ich das denn alles weiß! 😉
Wen das genaue Konzept des Vorgehens von Rettungsdienst und Polizei bei Amoklagen interessiert, der kann dies sicherlich beim DRK Rems-Murr-Kreis erfragen. Oder bei den Mitarbeitern vom Einsatztrainingszentrum der Polizeidirektion Waiblingen.
Hallo Herr Schmid,
da scheinen Sie in Waiblingen beziehungsweise Baden-Württemberg zu einer extrem privilegierten Gruppe von Polizisten zu gehören. Ich darf Ihnen auch als Nicht-Polizist versichern dass dies nicht der flächendeckende Standard ist. Der endet fast immer bei der Schußweste. Zusatzausstattung oder gar ballistische Helme sind nicht die Regel im deutschen Polizeialltag.
Im Süden mag das aber eventuell etwas besser sein.
Maschinenpistolen sind zwar flächendeckend vorhanden, aber wirklich ausgebildet sind diese oft nicht. Da ist dann doch eher die Realität das was Dom geschrieben hat.
Wie gesagt, wenn das in Waiblingen so ist oder in BW ist das Top und auf jeden Fall ein mustergültiges Konzept, aber das als bundesweit gültig zu verkaufen eher gewagt.
Was ich sicher nicht abgestritten habe ist das Vorhandensein eines Polizeiärztlichen Dienstes. Selbstverständlich gibt es den. Der hilft mir aber in der Lage nichts denn er ist nicht da.
Auch der Kollege der ehrenamtlich rettet hilft eher wenig da er eben nun polizeiliche Aufgaben hat und nicht als Rettungskraft zur Verfügung steht.
Selbstverständlich gibt es in der Bereitschaftspolizei wie auch im Bereich SE ausgebildete und sogar ausgerüstete Rettungskräfte, aber da sind wir ja schon wieder weg von den drei Streifenwagen die „First On Scene“ sind.
Die Ausbildung analog zur Bundeswehr wird in Deutschland praktiziert, aber das ist noch längst nicht in der Fläche angekommen und ich halte es auch für nicht praktikabel das TCCC-Konzept aus dem militärischen Bereich in den polizeilichen Bereich zu übernehmen da den Konzepten andere Voraussetzungen zu Grunde liegen. Das polizeiliche TEMS ist hier nicht wirklich weit verbreitet, schon gar nicht wirklich in letzter Konsequenz statt nur in Auszügen.
Aber da ist man zumindest auf einem Weg, und das sogar nicht nur im Süden;)
Ich hatte mir bei der diesjährigen GPEC (…das ist die alle 2 Jahre stattfindende Polizeimesse…) einen Vortrag über TEMS angehört. Referent war ein Sani eines MEK eines Bundeslandes. Dort traf ich auch Pol.Beamte aus Baden-Würtemberg, die mir genau das erzählt haben, was der SCOPS in seinen Ausführungen beschrieben hat. Die Kollegen in Baden-Würtemberg sind wirklich sehr gut ausgerüstet und scheinen auch eine sehr gute Ausbildung für solche Lagen zu haben. Wie ich aber schon geschrieben habe, ist das leider nicht bundesweiter Standard. In dem Bundesland, in dem ich Pol.Beamter bin, können wir leider nicht auf eine solche Ausrüstung zurückgreifen. Dort hat lediglich jeder Beamte eine einfache SK1-Unterziehweste. Versteht mich nicht falsch: Besser die als gar nix. Aber schwere SK4-Westen mit Halsschutz und ballistische Helme…Von denen können wir hier nur träumen. Schlimmer sogar… Die lagen bei uns im Lager im Keller und wurden bei uns abgeschafft, weil sie wohl zu alt waren. Nachersatz? Fehlanzeige. Und auch von eurer Ausbildung incl. Auffrischung können wir auch nur träumen. Einmal 1 Woche Lehrgang und Ende der Fahnenstange… Keine Auffrischung oder so…
Sanis haben wir zwar auch auf unserer Dienststelle. Doch „leider“ haben die von TEMS noch nie was gehört, geschweige denn sie sind darin ausgebildet. Wenn sie als Sanis in den Einsatz fahren, dann tragen die auch keine Waffe und keine Pol.Uniform, sondern ihre Sani-Uniform und fahren auch ein San-Fahrzeug, was wie ein normaler RTW aussieht. Damit sehen sie wie waschechte RD’ler aus. Bedeutet also, im Einsatzfall würden die auch nicht reingehen, weil sie im Einsatz nicht ihre Waffe dabei haben. Kann ich persönlich nicht nachvollziehen, ist aber leider in diesem Bundesland so… Ich hab sie mal darauf angesprochen, warum sie ihre Ausrüstung nicht mitnehmen und die haben mich nur ungläubig angeschaut…
Ich hoffe, mich weiter oben nicht falsch ausgedrückt zu haben. Ich stimme SCOP zu, wenn er schreibt, dass kein Polizist dazu gezwungen werden kann, während einer Amoklage in ein Gebäude zu gehen. Wenn ein Beamter das absolut nicht will, dann ist das halt so. Besser so, als wenn er dann im Gebäude aufgrund seiner Angst zusammenklappt und somit seinen Partner „im Stich lässt“ bzw. gefährdet. Dennoch wird ein höheres, aber kalkulierbares Risiko verlangt. Kalkulierbar = nicht „blindlings und keine „Kamikaze“-Aktion…
P.S. Ich bin seit 11 Jahren BePo’zist, um kurz meinen Background preiszugeben.