Petition: Rettungsfachpersonal wehrt sich gegen Abwertung durch Ärzte
Einige Ärzteverbände hatten in letzter Zeit in Stellungnahmen scharfe Kritik an dem Entwurf des Notfallsanitätergesetzes geäußert und die Arbeit des Rettungsdienstpersonals in Deutschland massiv abgewertet.
Seitens der Ärzteverbände wurde versucht, die gegenwärtige Situation falsch darzustellen: Die Kompetenzerweiterung für nichtärztliches Fachpersonal und die eigenständige Versorgung von Notfallpatienten würde eine Gefährdung darstellen und zu einer Verschlechterung des gesamten Systems führen. Des Weiteren waren in den Stellungnahmen teilweise plakative Extrembeispiele notfallmedizinischer Maßnahmen (Narkoseeinleitung, Anlage einer Thoraxdrainage,…) aufgeführt worden, die jedoch niemals Inhalt oder Ziel des Gesetzentwurfes waren!
Rettungsfachpersonal wehrt sich
In einer Petition unter dem Namen „Braunwalder Erklärung“ setzt sich das Rettungsfachpersonal nun zur Wehr: In der Stellungnahme, die von unserem Co-Autor Daniel Grein initiiert und von den Mitgliedern unseres Partner-Forums Rettungsfachpersonal.de ausgearbeitet wurde, möchten die Unterzeichner klarstellen, dass sie die Abwertung der Arbeit des Rettungsfachpersonals, wie sie zur Zeit durch einige Ärzteverbände in Stellungnahmen betrieben wird, weder für statthaft noch einer sachlichen Diskussion für zuträglich halten.
Die Stellungnahmen der Ärzteverbände verkennen die gegenwärtige Situation, denn bereits heute übernimmt Rettungsfachpersonal die qualifizierte notfallmedizinische Versorgung des überwiegenden Anteils der Notfallpatienten ohne Notarzt.
Die Ansicht der Ärzte scheint in erster Linie standespolitisch motiviert. Offensichtlich fürchtet man, die Kompetenzerweiterung würde zu einer Abschaffung des Notarztsystemes führen, was aber niemals Ziel des Referentenentwurfes (und auch des nichtärztlichen Personals) war!
Die verbesserte Ausbildung des Rettungsfachpersonals bei gleichzeitiger Beibehaltung des Notarztsystemes wird die Versorgung der Notfallpatienten in Deutschland weiter verbessern, keinesfalls aber verschlechtern!
Eine neue Generation von Rettungsfachpersonal
Was sich zunächst als rein berufspolitische Debatte darstellt, betrifft jedoch alle Bürgerinnen und Bürger. Denn der Ärztemangel, die Schließung von Kliniken und nicht zuletzt der demographische Wandel machen schon jetzt eine Veränderung im deutschen Rettungswesen notwendig, um die Qualität der notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung auch künftig aufrechterhalten zu können. Es gilt daher bereits heute die Weichen zu stellen, um nachhaltige sowie effiziente Lösungen für morgen zu finden. Das neue Notfallsanitätergesetz stellt aus Sicht der Initiatoren der Petition daher “die Grundlage für eine neue Generation von Rettungsfachpersonal dar, die dafür dringend benötigt wird”.
Grundsätzlich geht es in dem neuen Gesetzentwurf um eine verbesserte Ausbildung im Rettungsdienst. So soll die bisherige Ausbildungszeit von zwei auf drei Jahre verlängert sowie beispielsweise die Vernetzung von theoretischem und praktischem Unterricht optimiert werden.
Zusätzlich soll es für die künftigen Notfallsanitäter eine Ausbildungsvergütung geben, die neue Berufsbezeichnung hingegen die inhaltliche Aufwertung verdeutlichen. Knapp formuliert bedeutet diese Neureglung, dass die Ausbildung des Rettungsfachpersonals auf ein Niveau angehoben wird, wie es in anderen Gesundheitsberufen, wie etwa der Pflege, oder in anderen Ländern schon lange Standard ist.
Hilfe für das Fachpersonal kommt auch aus dem Ausland
Beispielsweise meldete sich der Präsident des Österreichischen Berufsverbandes für SanitäterInnen, Siegfried Weinert, zu Wort:
Wir schreiben Euch diese Zeilen, weil es auch in Österreich Stimmen gibt, die davon sprechen, dass die Sanitäter den Notarzt abschaffen und ein Paramedic-System nach Vorbild der USA schaffen wollen. (…) Die Ressource Notarzt wird in unseren Augen in den nächsten Jahren noch viel wertvoller werden. Schon heute können Planstellen nicht besetzt beziehungsweise nachbesetzt werden, weil scheinbar die Attraktivität des “Notarztseins” deutlich abgenommen hat. (…) Wir werden uns den zukünftigen Herausforderungen der präklinischen Versorgung nur gemeinsam stellen können! Mit Notfallsanitätern, die kompetent eine Regelversorgung von Patienten durchführen und Notärzten, die dort vor Ort sind, wo die Grenzen der Regelversorgung erreicht werden.
Jetzt die Petition unterstützen!
Ihr seid euch noch nicht ganz sicher, was ihr davon haltet und ob ihr unterschreiben sollt? Vielleicht hilft euch der „Zeichn-O-Mat“. Er stellt euch 10 Fragen zum Thema und bietet euch dafür am Ende eine Entscheidungshilfe:
Zeichn-O-Mat: Soll ich die Petition unterstützen?
Wer die Petition ebenfalls unterzeichnen und Flagge zeigen möchte, der kann dies wahlweise direkt hier online, oder – weiter unten – auch offline tun.
Online unterzeichnen
Die Petition offline unterstützen
Eine Unterschriftenliste zum Download im PDF-Format findet ihr hier:
Unterschriftenliste „Braunwalder Erklärung“ (PDF)
[…] Sie diesen Beitrag:please wait…Rating: 0.0/5 (0 votes cast)Aktuell haben knapp 3600 Personen die Braunwalder Erklärung unterzeichnet. Keine schlechte Quote, aber bei ~56.000 Beschäftigten im Rettungsdienst in […]
Rettungsfachpersonal in der BRD sollte nach dem Stand der jetzigen Ausbildung
in keinem Fall erweiterte Notfallmedizinische Maßnahmen ergreifen.
Die Gefahr der fehlerhaften und nicht einer über 6 jährigen plus intensivmedizinischen Ausbildung entsprechenden Anwendung von hochpotenten Medikamenten ist sehr hoch.
Ein Anwenden von zu viel Technik wie etwa Antiarrhythmika etc. verhindert eher eine sinnvolle Behandlung als zu nutzen. Daher ist das Load and Go Prinzip im Falle der nicht vorhandenen ALS/ACLS Kraft (in der BRD der Notarzt) der erweiterten Stay and Play Version der Rettungsfachkräfte vorzuziehen.
Die Petition zeigt eher in die falsche Richtung
Gleiches gilt für die in den Kreisen der Fachkräfte oft vorhandenen Gefühlen von
„Minderwertigkeit“ – gegenüber ärztlichen Kräften.
Bitte trotz aller Erfahrung die Ausbildung zum Rettungsassistenten nicht mit einem
langjährigen Studium und über 200 Stunden Intensivmedizin verwechseln.
Der Patient braucht eine angemessene nicht überzogene Hilfe.
Optimalste Versorgung ist präklinisch so oder so nicht möglich.
Ich habe erst jetzt von der Petition erfahren und muss als Rettungssanitäter sagen, dass viel zu wenig Werbung für die Petition gemacht worden ist. Alleine in meinem Raum würden sich schon 2000 Leute einschreiben.
Gerade in NRW wird der Rettungsdienst immer mehr degradiert. Alleine Die Feuerwehren als auch die Ärzte (hier leitende Notärzte der Kommunen und Kreise) behandeln viele Rettungsdienstler als Hilfskräfte. Auch in der Bevölkerung sind die Rettungsdienstler in den letzten 10 Jahren in der Gunst abgestiegen. Darum bin ich auch ausgestiegen. In jedem Anderen Job bekommt man mehr Geld und ansehen als im Rettungsdienst.
Es muss eine neue Petition gemacht werden und hier müssen viel mehr Kanäle und andere Medien mit eingebunden werden, damit sehr viele die Petition unterschreiben.
Zusatz:
Der Rettungsdienst und das Personal sollten wesentlich mehr Kompetenzen und Anerkennung bekommen aber es müssen folgende Punkte erfüllt sein.
1. Neueinsteiger müssen mindestens einen Realabschluss mit Note 2 und besser haben
2. Sollte ein Fitnesstest für Einsteiger bzw. sollte auf eine Psychische und Physische Eignung getestet werden.
3. Neueinsteiger sollten viel mehr in sozialer und führungstechnischer Kompetenz geschult werden.
4. Für Rettungsassistenten mit Berufserfahrung sollte Innerstädtisch mindestens 10 Jahre Berufserfahrung und Fitnesstest vorgeschrieben sein.
Für Rettungsassistenten Außerstädtisch sollten mindestens 8 Jahre Berufserfahrung und Fitnesstest vorgeschrieben sein. Warum Außerstädtische RAs weniger Jahre. Ganz einfach am Beispiel Düsseldorf und Kreis Wesel. In Düsseldorf sind die Kompetenzen der RAs deutlich weniger und der Handlungsspielraum also auch die Zeit der notfallmedizinischen Versorgung deutlich Kleiner als auf dem Land. Wenn ich bedenke was ich in Kreis Wesel alleine als RS für Notfallkompetenzen vom Leitenden Notarzt des Kreises bekommen konnte und teilweise hatte, war das schon mehr als ein RA in Düsseldorf.
Wenn man dann noch weiß, dass die meisten Ärzte nach ein paar Jahren in ihrer eigenen Praxis nicht einmal mehr anständig eine Vene finden oder auch nur eine Stabile Seitenlage beherrschen … bedankt!1!!