Wie machen’s denn die Anderen? – Heute: Thailand
Sommer, Sonne, Palmen, Strand und Meer… Keine Frage – Ein Urlaub in Thailand kann wunderschön sein! Die Hauptstadt Bangkok, die mit sieben Millionen Einwohnern die größte Thailands ist, hat für Jung und Alt eine ganze Menge zu bieten… Bei Durchschnittstemperaturen zwischen 24 und 33 °C ist Urlaubsstimmung das ganze Jahr über garantiert!
Doch was, wenn etwas passiert? Das beliebte Urlaubsziel der Deutschen kann im Notfall schnell zum Albtraum werden: Rund 250 deutsche Urlauber sterben dort jährlich, denn ein staatlicher Rettungsdienst existiert in Thailand kaum und von den 155 Krankenhäusern der Metropole sind 130 Privatkliniken, die Patienten nur gegen Bezahlung aufnehmen.
Bei durchschnittlich vier Gewaltverbrechen und drei Toten durch Verkehrsunfälle pro Stunde sind die Menschen in Bangkok auf die Hilfe der sogenannten Seelensammler (Bodysnatchers) angewiesen. Dabei handelt es sich um freiwillige Helfer, die ausrücken, um Verletzte zu retten und Tote zu bergen. Eine medizinische Ausbildung hat keiner von ihnen. Im besten Fall haben die Helfer einen Erste-Hilfe Kurs absolviert, der vergleichbar mit dem ist, den wir in Deutschland beim Erwerb des Führerscheins besuchen. Da viele der Seelensammler mit ihren privaten Pick-Up-Trucks ausrücken, kann es durchaus vorkommen, dass die Patienten mit einer rostigen Ladefläche Vorlieb nehmen müssen!
Zwei Organisationen, die durch Spenden gläubiger Buddhisten finanziert werden, haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese ehrenamtlichen Rettungsteams zu koordinieren. In deren Zentralen laufen die Funkmeldungen von Polizei und Taxiunternehmen, sowie Anrufe von Privatleuten auf, worauf die Seelensammler per Funk alarmiert und entsendet werden.
Zwar bietet Bangkok mittlerweile auch noch andere Rettungssysteme, jedoch funktionieren diese meist gar nicht, oder nur schlecht. Die Feuerwehr Bagnkok zum Beispiel ist die einzige Feuerwehr Thailands die auch einen Rettungsdienst betreibt. Es handelt sich jedoch auch hier meist nur um Pick-Ups, die Sanitäter sind nur für Basismaßnahmen (Basic Life Support) ausgebildet. Während private Krankenhäuser nur vereinzelt einen kostenpflichtigen Transportservice von Klinik zu Klinik anbieten, stellen manche staatliche Krankenhäuser einen „richtigen Rettungsdienst“ auf Basis eines Paramedic-Systems. Zusätzlich zu den Paramedics, die nach einer 110-stündigen Ausbildung und einem ungefähr einmonatigen klinischen und präklinischen Praktikum ebenfalls nur BLS-Maßnahmen durchführen dürfen, sind die Rettungswagen der staatlichen Kliniken immer mit einem Krankenpfleger aus einer Notaufnahme mit ALS-Lehrgang (Advanced Life Support) besetzt. Dieser darf folglich auch Zugänge legen, Intubationen durchführen und gewisse Medikamente verabreichen.
Da die Zahl der staatlichen Kliniken sehr gering ist und nicht alle einen Rettungsdienst anbieten, gibt es nur sehr wenige dieser Rettungswagen. In den allermeisten (Not-)Fällen sind also die Seelensammler die einzige Hoffnung der Kranken und Verletzten. Aus diesem Grund möchte ich euch heute ausschließlich die Arbeit dieser Menschen vorstellen.
Die folgende Reportage begleitet einige von ihnen und vermittelt einen Eindruck über die Zustände in Bangkok:
Natürlich interessiert mich – wie immer – eure Meinung zum Thema! Scheut euch nicht, von der Kommentarfunktion Gebrauch zu machen…
News vom Rettungsdienst…
Heute: Thailand – <b>Rettungsdienst</b>-Blog.com…
Halllo
habe ich gesehen den film im fernsehen, ist schon heftig wie rettungsdienst auch anders geht!!??
Da kann man von glück reden das es ausgebildetes personal zu einem kommt und nicht irgendwelche seelen…..
gruß Mike
Hallo Mike, Euere Bezeichnung Seelensammler, hmmm ja stimmt auch, aber nicht auf Grund der Ausbildung. Ich selbst bin freier Mitarbeiter der Rescuefoundation Hook 31. Wir sind in der 2. größten Stadt Thailands und haben eine gut verteilte Logistik. Notrufnummer 1669… wird im Zentralen Krankenhaus Maharath empfangen und an die jeweilige Aussenstelle weitergeleitet. Wir retten auf Land und Wasser. Haben Ambulance Fahrzeuge, wie auch Pritschenfahrzeuge die mehr in den Dörfern und Ausserhalb der Städte ihre Dienste tun. Da wären oft zu Regenzeiten Ambulance car fehl am Platz. Ausbildung und Kurse, wie Medical ralleys , halten die freien wie auch fixen Mitarbeiter immer auf dem neuesten Stand. Ausrüstung ist oft etwas älter aber funktionstüchtig. die Krankenhäuser sind oft überfüllt, aber den Leuten wird geholfen…. Es ist wie in Europa. der normal Versicherte bekommt Behandlung in den -staatlichen Krankenhäusern
,bei komplizierten Krankheiten Verletzungen kommt das Königshaus zur Hilfe und übernimmt die Kosten. Der Private oder Beamte hat wiederum eigene Krankenhäuser mit mehr Komfort. Alles in allem meine Brüder der Ersthelfer leisten großes…. in den letzten jahren verbessert auch sich die Moral der Autofahrer, sie weichen den Ambulance car schon sehr gut aus. So das der Transport immer besser funktioniert. in einer Stadt wie Bangkok, ist der Verkehr das grössere Problem…. Aber wir bedanken uns für alle Spenden.
Ausserdem wann ich in Europa bin sammle ich Ausrüstung wie Uniformen der Feuerwehr denn wir retten auch mit schwerem Gerät. Rausschneiden bergen usw. Aber wir haben auch andere arbeiten, liegengebliebene Fahrzeuge abschleppen weiter helfen usw. Wann die Bürger Schlangen Alarm geben rücken wir aus, fangen diese und geben sie in der Natur wieder frei…. Es ist immer Traurig Menschen zu verlieren, aber um so schöner anderen wiederum geholfen zu haben.
Nabend!
Stark, nach so einem Video hab ich schon lange gesucht! Bin selber ehrenamtlicher RS und seit einigen Jahren in Thailand unterwegs, vornehmlich Koh Samui. Da bin ich jetzt schon einige Male bei der Samui Rescue mitgefahren, so sieht es schlicht da unten aus. „Meinen“ Jungs hab ich beim letzten Mal Stifnecks und ein KED System mitgebracht um Trauma Patienten besser bergen und transportieren zu können. Werd im August wieder runter und schauen, ob das auch umgesetzt wurde 🙂
Also, danke noch mal für das Video!
Hey Fabian,
willkommen auf meinem Blog!
Wow.. Respekt und Anerkennung für dein Engagement! Hast du die Materialien aus eigener Tasche gesponsored? Freut mich zu hören, dass es Leute gibt, die was ander Situation ändern wollen… 😉
Liebe Grüße,
Fabi
@Fabian: wow, starke sache! Hast meinen vollen Respekt!
Ich glaub ich meker nie wieder, wenn mal ein Absaugkatheter fehlt oder ähnliches :/
Wir habens hier ja 92039148 Mal besser…
Ich konnte es mir eigentlich nicht so recht vorstellen, dass in Thailand kein vergleichbarer Rettungsdienst wie in Deutschland existiert. Auf dem Weg von Patong nach Phuket Airport bin ich an einem Verkehrsunfall vorbeigefahren, an welchem ein Motorradfahrer beteiligt war. Der M-Fahrer hing wie eine Puppe an der Leitplanke. Kurz zuvor überholte uns der Rettungswagen von Patong und die Besatzung war im Begriff auszusteigen. Erschreckend für mich war jedoch, dass im Moment unserer Vorbeifahrt sich anscheinend niemand ums Opfer kümmerte, auch ein Motorrad-Polizist hantierte mit Zetteln in der Hand.
Das waren Eindrücke, welche bleiben. Ich persönlich konnte nichts tun, der Rettungswagen war bereits eingetroffen. Sonst hätte ich in jedem Falle den Taxibus anhalten lassen, um erste Hilfe zu leisten.
Und als Vergleich zu uns hier: Bei Betrunkenen rückt meist auch ein Notarzt mit aus… in Thailand bei schweren Verkehrsunfällen allenfalls Krankenpfleger…
Ich denke uns geht es hier mehr als gut!
Puuh, also wenn ich sowas lese/sehe bin ich echt froh das wir in Österreich/Deutschland so ein gutes flächendeckendes Rettungssystem haben. Solche Zustände wie in Thailand… oh mein gott… mir ist mehrmals ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen, als ich diese Video sah
Danke für diesen Bericht
Lg
Andi
Hi zusammen,
leider bin ich in der Situation, mich einmal mit dem Rettungsdienstsystem in Thailand zu befassen. Ich selbst bin Rettungsassistent und gestern hatte mein Onkel in einer kleinen Provinz (50 km weg vom nächsten Krankenhaus) einen tödlichen Verkehrsunfall. Aufgrund der mangelnden Versorgung ist er während des Transportes verblutet. Mehrere unglückliche Umstände führten zu seinem Tod:
1. Der 1. Rettungswagen der kam, hatte kein Material und auch keine ausgebildeten Kräfte,
2. der 2. Rettungswagen hatte nur wenig Material und konnte aufgrund der bereits verstrichenen Zeit nicht mehr viel machen.
Ich zähle mich auch zu denen, die das deutsche Gesundheitssystem oftmals stark kritisiert hat, doch diese Angelegenheit hat mir gezeigt, wie dankbar wir eigentlich sein können, eine solche flächendeckende Versorgung zu haben.
Ich stelle mir die Frage, ob man selbst irgendetwas verändern kann, doch ich glaube, wenn man nicht gerade Millionen auf dem Konto hat, steht man dem ganzen machtlos gegenüber. Das ist frustrierend und unbefriedigend.
Hallo Siddharta,
mein herzliches Beileid! Traurige, harte Geschichte… 🙁
Leider stehen wir wohl in dieser Hinsicht tatsächlich fast machtlos da und können an der Situation rein gar nichts ändern. Warscheinlich nicht einmal, wenn wir die Millionen hätten, denn wenn man sich die anderen – bereits gebloggten, oder noch kommenden – Berichte über Rettungsdienste in anderen Ländern anschaut, dann wüsste man wohl kaum, wo man anfangen sollte…
Sind wir einfach froh, dass wir hier eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben und JEDEM Menschen in Deutschland innerhalb kürzester Zeit adäquate Hilfe zur Verfügung gestellt wird!
Sicherlich hat jeder von uns schon einmal über unser Gesundheitssystem gemeckert, oder etwas an bestimmten Umständen auszusetzen gehabt, aber im allgemeinen meckern wir hier doch auf sehr, sehr hohem Niveau!
Dass dieser Beitrag offensichtlich bei vielen genau diese Tatsache herauskristallisiert freut mich! Wenn wir mal über unseren Tellerrand hinaus schauen, dann fällt uns doch schnell auf, dass es uns viel besser geht, als wir denken…
Liebe Grüße und viel Kraft!
Fabi
Hallo Fabi,
erstmal danke für deine Anteilnahme.
Wahrscheinlich hast du Recht. Ändern können wir wohl nichts. Aber der Vorteil an den Dingen, die woanders nicht zu ändern sind, bringen uns dazu, das was wir selbst genießen dürfen, schätzen zu lernen. Man kann sich nur wünschen, dass sich im Laufe der nächsten Jahre auch außerhalb Europas das Gesundheitssystem zum Positiven verändert, aber ganz ehrlich, so ganz glaube ich nicht daran.
Am traurigsten ist für mich neben der Tatsache, dass mein Onkel nicht mehr am Leben ist, die Tatsache, dass er bei einem vergleichbaren Unfall hier in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit überlebt hätte.
Aber all das „Hätte, wenn und aber“ bringt eben auch nichts. Ich werde ihn in sehr guter Erinnerung behalten und mich an der Hoffnung festhalten, dass auch irgendwann einmal das weltweite Gesundheitsnetz wesentlich verbessert wird.
LG
Sidd
Hey,
mich würde interessieren warum es keine guten Versorgungsmaßnahmen gibt, denn wenn ich das wüsste und es keinen guten Grund dafür gibt, hätte ich eine Lösung. Diese Lösung ist aber sehr schwer umzusetzen, mal sehen ob es funktioniert. Schon mal danke für die Antwort.