Was denkt ihr über das Telenotarzt-System?
Die Einsatzzahlen der Rettungsdienste steigen von Jahr zu Jahr, doch man hört immer öfter vom Notarztmangel an vielen Standorten. Abhilfe sollen in Zukunft Telenotarzt-Systeme schaffen. In NRW zum Beispiel nimmt ab dem 1. August 2012 ‚TemRas‘ den Testbetrieb an fünf Standorten auf. Die Abkürzung steht für ‚Telemedizinisches Rettungsassistenzsystem‘.
Das Ganze funktioniert so: Ein Tablet-PC mit integrierter Kamera, ein vernetztes EKG, sowie eine fest installierte Kamera im Rettungswagen ermöglichen eine Live-Übertragung von Daten (Messwerte, Videobilder, Sprache) an die Telenotarztzentrale in Aachen.
Dort sitzt ein speziell ausgebildeter Telenotarzt, der die Daten empfängt und sich am Bildschirm ein genaues Bild über den Zustand des Patienten verschafft. Anschließend gibt er dem Rettungsteam vor Ort genaue Anweisungen, was bei der Erstversorgung zu tun ist – bis der eigentliche Notarzt eintrifft.
Doch die Arbeit des Telenotarztes ist mit dem Eintreffen des regulären Notarztes nicht getan, denn nun ist es seine Aufgabe, den Notarzt vor Ort zu entlasten: Ein Großteil der Einsätze erfordert nämlich nicht die manuellen Fähigkeiten des Notarztes, sondern vielmehr entweder dessen medizinisches Fachwissen oder seine Entscheidungsbefugnis.
„Bei vielen Einsätzen erledigen die eigentliche Arbeit die Rettungsassistenten, während der Notarzt nur für eine Unterschrift dabei ist“, erläutert Christian Büscher, Mitarbeiter der Forschungsgruppe E-Health am Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau (IMA) an der RWTH Aachen.
Sein Institut koordiniert TemRas, das ein interdisziplinäres Forschungsprojekt ist und zur einen Hälfte vom Land NRW und zur anderen Hälfte von den beteiligten Industrie-Partnern p3 communications, Philips und 3M finanziert wird.
Der Notarztmangel mache sich auch an konkreten Zahlen fest, sagt Büscher: „1995 brauchte ein Notarzt durchschnittlich 18 Minuten bis zum Einsatzort, 2005 waren es schon 22 Minuten.“ Auch da soll der ‚Online-Notarzt‘ Abhilfe schaffen.
Erkennen lassen sich die neuen ‚Telerettungswägen‘ in NRW an den acht Dachantennen (sechs für GPS, je eine für Tetra und W-Lan).
Das Telenotarzt-Forschungsprojekt ‚Med-on-@ix‘ hat einen Informationsfilm zum Thema gedreht, bei dem sich der Ablauf von Einsätzen nachvollziehen lässt:
Mehr Infos? Zur Internetpräsenz der Systeme ‚Med-On-@ix‘ und ‚TemRas‘ geht’s hier…
Eure Meinung ist gefragt!!
Mich würde nun interessieren, was ihr als medizinisches Fachpersonal von diesem System haltet: Ist die Einführung sinnvoll? Sind die Kosten für ein solches System tragbar, wenn man bedenkt, dass in den meisten Fällen auch der reguläre Notarzt mit ausrückt? Welche Vor- und Nachteile seht ihr? Wird die medizinische Versorgung zu unpersönlich, wenn ‚Big Brother‘ im Spiel ist??
Ich freue mich auf eure Meinungen zum Thema…!
find ich gut, könnte sicherlich hilfreich sein, solange dadurch keine aktiv fahrenden notärzte reduziert werden.
finde ich nicht so gut so lange der rechtliche Rahmen noch nicht abgesteckt wurde,
und was ist wenn der tele notarzt nicht mehr zu verstehen ist?? was dann??
man kriegt selber mit , wie manche gegende nicht mehr über handy erreichbar ist
Finde ich prinzipiell super…aber das im Video gezeigte Beispiel macht ja überhaupt keinen Sinn, da der NA ja nicht „eingespart“ wird. Das Paramedic-System ist da guter Vorreiter…und in Anlehnung an diese technische Möglichkeit wären die NA-Einsätze wirklich zu reduzieren. Denn sind wir mal ehrlich: Wie oft in der täglichen Routine „hilft“ der NA mehr, als er für den Patient oftmals wichtige Zeit verspielt oder wir die notärztlichen Maßnahmen eh und oftmals viel besser furchführen ? Nicht falsch verstehen: Wenn ich einen NA brauche (z.B. intubationspflichtiger Patient), dann soll das bitte schön auch jemand sein, der das KANN und oft macht ! Wie oft hole ich mir aber Menschen aufs Auto, denen ich erstmal die Narkoseeinleitung vorschlage oder zum Schluß trotzdem alles selbst mache ?!
Fazit: Es wird Zeit, das ganze System inkl. Ausbildung und entsprechendem Gehalt anzupassen ! Doch die Ärztelobby scheint ein (übermächtiger) Gegner zu sein…und bis zu einem gewissen Punkt auch zu Recht; denn wenn ich Kollegen (RAs) sehe, die nicht mal ein 12-Kanal-EKG an die richtigen Stellen (geschweige denn der Interpretation) kleben (können)…dann gute Nacht 🙁
In diesem Sinne…es bleibt spannend ! 🙂
[…] der dort ab sofort im Einsatz ist. Ausserdem wird das Team der Station Laboe um einen Notarzt […]